22.02.2023

Die Liste der Länder, in die österreichische Exporteure ihre Waren und Leistungen liefern, ist lang. Fundierte Informationen über die wirtschaftliche und politische Situation in diesen Märkten helfen heimischen Unternehmen, das Risiko besser einzuschätzen und die richtigen Instrumente für eine Minimierung dieser Risiken zu wählen. Unser Länderanalyseteam hat die wichtigsten Exportmärkte Österreichs immer im Blick. In unserer Serie #MärkteImFokus erfahren auch Sie, welcher Markt aktuell Chancen bietet und wo auf erhöhtes Risiko zu achten ist.

Werfen Sie gemeinsam mit unserem Expertenteam diesmal einen Blick auf interessante Zahlen, Daten und Fakten zu Kroatien und Laos.

Kroatien

Kroatien hat den Status eines High Income Countries und ist seit 1. Jänner 2023 Mitglied der Eurozone. Dadurch folgt gemäß den OECD-Richtlinien Mitte 2023 ein Upgrade des Landes in die Kategorie 0.

Wirtschaftliche Situation

Wachstumsimpulse durch Beitritt zum Schengenraum ...

Kroatien zählt wirtschaftlich zu den stärksten und politisch bedeutendsten Ländern auf dem Westbalkan. Das Land ist seit 2013 Mitglied der Europäischen Union und seit 1. Janner 2023 auch Mitglied der Eurozone und des Schengenraums. Die geografische Lage als Drehscheibe zwischen Westeuropa und dem Westbalkan und der nahezu kostenlose Zugang zum europäischen Binnenmarkt sind ein großer Vorteil für den Industriestandort, dessen Transport- und Versorgungsinfrastruktur sehr gut ausgebaut ist.

70 % der kroatischen Exporte gehen in die EU, der Tourismus ist mit rund 20 % Anteil am BIP der wichtigste Wirtschaftszweig. Mit dem Beitritt zum Schengenraum eröffnen sich für beide Bereiche weitere Wachstumsimpulse. Kroatien hat sich auch als attraktives Ziel für Auslandsinvestitionen etabliert. Österreich ist neben den Niederlanden der zweitgrößte Investor - Stand Q3 2022: 5,4 Mrd. EUR - und punktet in allen Branchen.

Dennoch erweisen sich die überbordende Bürokratie, das ineffiziente Justizsystem und die Korruption noch immer als Hemmschuh für Investoren, die es zu überwinden gilt.

...und große Vorteile durch Euro-Beitritt

Kroatiens Wirtschaft gab nach der COVID-Pandemie 2021 mit einem BIP-Wachstum von + 13 % wieder ein starkes Lebenszeichen von sich, das sich vor allem auf den Privatkonsum, Investitionen und Exporte stützt. 2022 setzt sich das Wachstum mit einem BIP-Plus von + 6,7 % trotz Ukraine-Krieg fort, beflügelt vor allem durch die Tourismusbranche.

Die Aussichten für 2023 sind wegen der Teuerungskrise bei Energie, Rohstoffen und der sinkenden Kaufkraft allerdings wieder gedämpft. Die Regierung steuert mit Maßnahmen wie Preisdeckelungen für Energieprodukte oder Reduktion von Mehrwertsteuern sowie direkten Beihilfen für Pensionisten und Arbeitslose dagegen. Die Ausgaben werden sich negativ in der Budgetkonsolidierung niederschlagen. Der Euro-Beitritt bringt aber große Vorteile beim Währungsrisiko und der Verringerung der Transaktionskosten. Zudem kann das Land aus verschiedenen EU-Förderungsinstrumenten in den nächsten 10 Jahren mit rund 25 Mrd. EUR rechnen.

Chancen für österreichische Unternehmen bieten sich in allen Sektoren, vor allem im Wasser- und Abwasserbereich, in der Abfallwirtschaft und Verkehrsinfrastruktur, insbesondere im Eisenbahnsektor.

Kroatien ist mit über 1200 Inseln, seinen Küsten und traditionellem Essen, den atemberaubenden Aussichten und Naturwundern das perfekte Reiseziel für jeden Urlaub. Das Land an der Adria ist durch seinen ungebrochenen Integrationswillen inzwischen Mitglied der Europäischen Union, der Eurozone und des Schengenraums und dadurch fester Bestandteil des Europäischen Binnen- und Währungsraums.
Charlotte Thell
Länderexpertin Kroatien

Politisches Risiko

Stabiles Land auf pro-europäischem Kurs

Die politische Lage wird als stabil eingeschätzt. Bei den Parlamentswahlen, die am 5. Juli 2020 stattfanden, konnte die Kroatische Demokratische Union (Mitte-Rechts-Partei) die meisten Stimmen für sich gewinnen. Sie bildete eine Koalitionsregierung unter Mitwirkung von 8 Parteien , die über eine komfortable Parlamentsmehrheit verfügt. Im August 2022 drohte die Koalition aufgrund eines Korruptionsskandals im Zusammenhang mit der Ölindustrie zu platzen. Präsident Zoran Milanovic (SDP) und Premierminister Andrej Plenkovic (HDZ) stehen an der Staatsspitze und setzen trotz unterschiedlicher Parteieninteressen den pro-europäischen Kurs gemeinsam fort.

Im Ukrainekrieg stellt sich die kroatische Regierung geschlossen hinter die Ukraine, wenn auch nicht immer im Gleichklang mit Präsident Milanovic. Kroatien ist NATO-Mitglied. Die Beziehungen zu den Nachbarstaaten haben sich nach dem Krieg 1991 sukzessive verbessert.   

Kroatien ist ein Lehrbeispiel für die erfolgreiche Transformation eines ehemals planwirtschaftlich organisierten Staates in die marktwirtschaftlich strukturierte Gemeinschaft des Westens. Die Fortschritte vollzog Kroatien, einst Mitglied des Warschauer Paktes unter Führung der Sowjetunion und Anfang der 90-iger Jahre noch schwer vom Jugoslawienkrieg gezeichnet, in nur 3 Jahrzehnten.
Charlotte Thell
Länderexpertin Kroatien
+ Stärken - Schwächen
  • Vorteilhafte geografische Lage
  • Sehr gut ausgebautes Autobahnnetz
  • Rechtssicherheit durch die Mitgliedschaft in der Europäischen Union
  • Euro-Einführung und Beitritt zum Schengenraum am 1. Jänner 2023
  • Reformbeschleunigung durch EU-Auflagen
  • Hohe EU-Mittelzuflüsse
  • Gut ausgebildete Arbeitskräfte
  • Relativ kleiner Markt 
  • Geringe Kaufkraft
  • Relativ hohe Lohnkosten
  • Fachkräftemangel
  • Hohe Handelsbilanzdefizite und Auslandsverschuldung
  • Hohe Abhängigkeit vom Tourismussektor

Kroatien besitzt vielfältige Bodenschätze...

Kroatien ist relativ reich an Bodenschätzen. Vor Ausbruch der Jugoslawienkriege 1991 war die Bergbauindustrie einer der bedeutendsten Arbeitgeber. Erdgas, Erdöl, Steinkohle, Braunkohle, Bauxit, Eisenerz und Porzellanerde (Kaolin) gehören zu den wichtigsten Rohstoffen Kroatiens. 

...und Bevölkerungsgruppen

Eine Besonderheit des Lebens in Kroatien besteht in der gesellschaftlichen Vielfalt des Landes. Die geografische Lage sowie die geschichtliche Entwicklung haben für eine vielschichtige Bevölkerung gesorgt, die verschiedene Ethnien umfasst. Neben Kroaten leben vor allem Serben, Slowenen, Bosniaken, Tschechen, Italiener, Albaner und Ungaren in Kroatien.

Laos

Fast drei Viertel der Landesfläche in Laos sind von Bergen und bewaldeten Hügeln bedeckt. Der höchste Gipfel, der Phu Bia, ist 2.817 Meter hoch.

Wirtschaftliche Situation

Potential bei Wasserkraft, Schwäche im Bau- und Bergbausektor

Laos gehört trotz Ressourcenreichtums – unter anderem Kupfer, Gold und Erze – zu den ärmsten Ländern der Welt und ist der einzige Binnenstaat in Südostasien. Durch die gebirgige Topographie ist das Potential für Wasserkraft sehr hoch. Die Wasserkraftwerke des Landes exportieren zwei Drittel ihres Stroms hauptsächlich in die Nachbarländer. Seit der Corona-Pandemie inklusive Ausnahmezustand im Jahre 2020 und den Auswirkungen des Russland Ukraine-Konfliktes ist die frühere Wachstumsdynamik um die 7 % deutlich eingebrochen. Gründe dafür sind unter anderem Schwächen bei den Handelspartnern, z. B. beim „großen“ Nachbarn Thailand oder China, sowie die Abschwächung im Bau- und Bergbausektor.

Wenig Spielraum durch enorme Auslandsverbindlichkeiten

Der Nachholbedarf bleibt enorm und die Konjunkturrisiken wachsen. Laos kämpft mit zu geringen Investitionen, bedingt durch weniger Spielraum für wirtschaftsfördernde Projekte. Die enormen Verbindlichkeiten im Ausland – zum größten Teil Kredite aus China für Infrastrukturprojekte – bereiten dem Land große Sorgen. Angesichts der nunmehr schlechten Liquiditätssituation strebt Laos bilaterale Schuldenlösungen an. Restrukturierungsverhandlungen mit dem größten Gläubiger China, mit einem Anteil von 47 % aller öffentlichen Schulden, haben bereits begonnen. Eine Einigung mit China auf eine Stundung der Schulden würde die Liquiditätssituation entspannen. Globale Risiken bleiben, der Tourismus sollte jedoch wieder an Fahrt gewinnen. 

Laos steht derzeit vor vielen ungelösten Problemen. Die Überschuldung des Landes und die prekäre Liquiditätsposition stellen das Land vor enorme Herausforderungen. Es bleibt abzuwarten, wie und wann eine Lösung der Schuldenproblematik das Land mittelfristig wieder in bessere „Fahrwasser“ bringen und die Wachstumsdynamik früherer Zeiten wieder hergestellt werden kann.
Ines Baumann
Länderexpertin Laos

Politisches Risiko

Wachstum und politische Stabilität im Fokus des kommunistischen Staates

Laos ist eine Volksdemokratie mit einem Einparteiensystem. Das Land ist heute einer der wenigen verbliebenen kommunistischen Staaten und gilt als politisch stabil. Die letzten Wahlen in 2021 und 2022 brachten wie schon frühere Abstimmungen einen neuen Präsidenten und Premier, jedoch ohne nennenswerte Änderungen der bisherigen Politik, die Kontrolle in fast allen Bereichen bleibt. Eine Unzufriedenheit der Bevölkerung schlägt sich - wenn überhaupt - nur in sozialen Medien nieder.

Der aktuelle 5-Jahresplan sieht - neben dem Fokus auf Wachstum, bessere Entwicklung und politische Stabilität - vor, dass Laos bis 2030 zur Gruppe der Länder mit einem gehobenen mittleren Einkommensniveau aufschließen soll. Laos will zudem verstärkt eine Balance zwischen seinen wichtigsten Handelspartnern China, Thailand und Vietnam schaffen.

Weitere Integration in ASEAN und WTO

Langfristig gesehen sollte die weiter fortschreitende Integration des Landes in die ASEAN-Gemeinschaft und die WTO sowie die verstärkten Infrastrukturinvestitionen der Wirtschaft zu einem nachhaltigen Wachstum verhelfen. Abzuwarten bleiben allerdings weitere wirtschaftspolitische Maßnahmen vor dem Hintergrund der prekären Finanz- und Schuldensituation. 

Seit der Eröffnung der ersten Sonderwirtschaftszone 2003 sind noch einige hinzugekommen, vor allem am Mekong und in der Nähe der Hauptstadt. Diese ziehen Hunderte Unternehmen an, die von günstigen Steuerbedingungen und weiteren Anreizen des Staates profitieren. Auch die neue, Ende 2021 eröffnete Verkehrsachse – eine über 400 km lange Eisenbahnlinie von der Hauptstadt bis an die Grenze zu China - soll die wirtschaftliche Entwicklung beschleunigen.
Ines Baumann
Länderexpertin Laos
+ Stärken - Schwächen
  • Reich an natürlichen Ressourcen wie Holz, Gips, Zinn, Erze, Gold und Edelsteine
  • Offen für ausländische Investitionen vor allem in den Energiesektor und Rohstoffbereich
  • Strom ist in Laos ein Exportschlager -hauptsächlich in die Nachbarländer
  • Enge Beziehung zu wichtigen Handelspartnern, z.B. China, Thailand, Vietnam
  • Ebenso regionale Integration durch ASEAN und WTO-Mitgliedschaft
  • Stabiler Ein-Parteien-Staat ohne nennenswerte Änderungen seit Jahren
  • Laos zählt zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt
  • Einziger Binnenstaat in Südostasien mit kleinem Inlandsmarkt
  • Ineffiziente Verwaltung und mangelnde Transportmöglichkeiten hemmen die wirtschaftliche Entwicklung
  • Mangel an ausgebildeten Arbeitskräften
  • Ausgeprägte Korruption und Vetternwirtschaft erschweren Wirtschaftsaktivitäten
  • Fragile Finanzsituation, enormer Finanzierungsbedarf, hoher Verschuldungsgrad und prekäre Devisensituation 

Die Zukunft des einzigen Binnenstaats in Südostasien...

Die Demokratische Volksrepublik Laos ist der einzige Binnenstaat in Südostasien. Er erstreckt sich auf einer Fläche von 236.800 Quadratkilometern und ist damit etwa so groß wie Großbritannien. Den Beinamen "Juwel am Mekong" verdankt das Land seinen einzigartigen Naturschutzgebieten und Kulturdenkmälern. 

...ist bedroht durch Entwaldung

Laos ist ein Ort, an dem sich einige der letzten wahren Wildnisflächen der Welt befinden, doch die Dezentralisierung der Waldbewirtschaftung durch die Regierung beschleunigt die Waldnutzung. Im Jahr 2005 waren noch 70 Prozent von Laos mit Regenwald bedeckt, heute sind nur mehr 40 Prozent übrig. 

  Kroatien Laos

BIP-Wachstum

2021 und 2022 hohe Wachstumsraten (2021: + 13 %; 2022*: + 6,7 %) induziert von Post-Pandemie-Nachholeffekten insbesondere im Tourismussektor.

2023 muss aufgrund der internationalen Konjunktureintrübung, der geringeren Exportdynamik in Europa und der Teuerungskrise mit einem deutlich geringerem BIP-Wachstum von 1,3 % gerechnet werden.

2020 und 2021 Einbruch des BIP auf max. 3,5 % durch Corona-Pandemie nach hohen Wachstumsraten um die 7 bis 8 % in den Jahren davor. In 2022 Abschwächung auf 2,5 %.

Ab 2023 wieder kontinuierlicher Anstieg des BIP (2023*: 3,1 %; 2026*: 5,3 %) zu erwarten, wenngleich globale und finanzielle Risiken bleiben.

Staatshaushalt

Die hohen Budgetausgaben im Zuge der COVID-Krise (2020: - 7 % des BIP) konnten schon 2022 infolge der strikten Fiskalpolitik und in Vorbereitung auf den Beitritt in die Eurozone wieder auf ein Niveau von - 1,2 % des BIP reduziert werden.

2023* wird mit einem leichten Anstieg des Defizites gerechnet, da die Teuerungskrise mit Staatsmitteln abgefedert wird.

Seit jeher defizitärer Staatshaushalt, wenngleich fluktuierend; 2022* liegt das Minus bei -3,2 % des BIP mit erneut steigender Tendenz in den Folgejahren (2023*: -3,5 % des. BIP; 2026*: -4,2 % des BIP), wie auch in den letzten Jahren bis über minus 5 % des BIP (2020: -5,2 %).

Bis dato generell noch geringes Steueraufkommen bzw. niedrige Besteuerungsraten.

Leistungsbilanz

Trotz chronisch negativer Handelsbilanzen 2021 mit 3 % des BIP im Plus; 2022* mit – 0,6 % des BIP wieder leicht negativ;

2023 * wird mit einer ausgeglichenen Leistungsbilanz gerechnet, nicht zuletzt aufgrund der Vorteile aus dem Eurozonen- und Schengen-Beitritt, die sich vor allem im Tourismussektor positiv auswirken werden.

Chronisch im negativen Bereich - trotz seit 2020 geschätzt positiver Handelsbilanzen

Importe steigen stärker als Exporte und verteuern sich durch die starke Abwertung der Währung gegenüber dem USD. In 2023* ist mit einem Minus von -5,1 % des BIP (nach 2022* -4,2 %) zu rechnen.

Auslands-verschuldung

Die Auslandsverschuldung ist 2020/21 im Zuge der COVID-Krise auf 50 Mrd. USD bzw. 85 % des BIP und 193 % der Exporte angestiegen (2019: 45 Mrd. USD) und unterliegt seither wieder einem sinkenden Trend (2022*: 48 Mrd. USD bzw. 68 % des BIP).

Der Devisenpolster ist mit 28,6 Mrd. USD Ende 2022 gut gefüllt und deckt damit 7,6 Monate der Importausgaben ab.

Kontinuierlicher Anstieg seit über 20 Jahren (2003: noch USD 2,5 Mrd. 2022*: USD 17,9 Mrd., das entspricht über 220 % der Exporte und 112 % des BIP) mit weiterhin negativer Tendenz. Das Überschuldungsrisiko gemäß IWF wird als hoch eingestuft. Die Staatsschulden steigen weiter (2021: 92 % des BIP). Enormer Finanzierungsbedarf.

Die Devisenreserven haben – bedingt durch die hohe Abwertung der Währung – ein prekäres Niveau erreicht, die Importdeckung liegt 2022 und darüber hinaus bei unter 2 Monaten. Die Schuldendienstrate beträgt über 20 % der Exporte.

  *geschätzt *geschätzt

 

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