Malaysia
Malaysia besteht aus zwei Landesteilen. Ost- und Westmalaysia liegen, getrennt durch das Südchinesische Meer, mehr als 600 Kilometer voneinander entfernt. Die meisten der mehr als 34 Mio. Einwohner leben in Westmalaysia. Große Teile von Ostmalaysia sind von Regenwald bedeckt.
Wirtschaftliche Situation
Vom Agrarstaat zur exportorientierten Industrienation
Malaysia ist ein geografisch zweigeteiltes Land, das sich durch eine gezielte Wirtschaftspolitik von einem Agrarstaat zu einer exportorientierten Industrienation entwickelt hat. Die kleine, jedoch offene und heute recht diversifizierte Volkswirtschaft ist reich an Rohstoffen, verfügt über einen entwickelten Finanzdienstleistungssektor und ist weltweit führend im islamischen Finanzwesen. So ist das Land beispielsweise der weltweit fünftgrößte Exporteur von LNG (Liquified Natural Gas) und nach Indonesien der zweitgrößte Produzent von Palmöl, das wegen des Raubbaus an Tropenwäldern mittlerweile heftig umstritten ist.
Die Abhängigkeit von Exporten, ausländischen Direktinvestitionen und vom Inlandskonsum ist hoch. Wichtigster Sektor ist die Elektro- und Elektronikindustrie, z. B. Halbleiter. Nach der Corona-Pandemie beschleunigte sich 2022 die wirtschaftliche Erholung, gestützt auf Privatausgaben, Investitionen und einen Rückgang der Arbeitslosigkeit. Dennoch bleibt das Land risikoanfällig gegenüber der Entwicklung auf den Weltmärkten und insbesondere in China und den USA. Diverse Stimulus-Pakete der Regierung, inklusive Subventionierung von Dingen des täglichen Bedarfs, versuchen die Haushaltskonsolidierung zu unterstützen.
Ehrgeizige Reformpläne und Freihandelsabkommen sollen Wirtschaft weiter stärken
Aktuell ist der nationale 12. Malaysia Plan (2021 – 2025) mit ambitionierten Plänen in Umsetzung, der unter anderem die Durchführung einer Steuerreform in diesem Jahr vorsieht. Die malaysische Wirtschaft soll sich 2024 mit einem BIP-Wachstum von 4,3 % gut entwickeln, was auf Nachholeffekte unter anderem im Bau- und Tourismussektor zurückzuführen ist, wobei der weitere Erfolg auch von externen Faktoren abhängt.
Malaysia ist Gründungsmitglied der ASEAN (Association of Southeast Asian Nations) und seit Anfang 2022 auch dem Abkommen RCEP (Regional Comprehensive Economic Partnership) beigetreten, wodurch der Zugang zu neuen Märkten wie Kanada, Mexiko und Peru ermöglicht wird. Ende 2022 erfolgte der Beitritt zu CPTPP (Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership), wodurch bis 2033 fast 100 % der Exporte Malaysias zollfrei nach Australien und Mexiko, sowie Neuseeland und Kanada ermöglicht werden sollen. Die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen Malaysia und der EU sind derzeit ausgesetzt, da die EU beschlossen hat, bis 2030 kein Palmöl mehr in Dieselkraftstoffen zu verwenden.
Politisches Risiko
Malaysia ist seit seiner Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich 1957 Mitglied des Commonwealth und eine föderale, konstitutionelle und parlamentarische Wahlmonarchie. Staatsoberhaupt ist der König, der alle fünf Jahre aus einer Reihe von neun Adelsträgern gewählt wird. Neuer König seit Jänner 2024 ist der bekennende Harley-Davidson Fan Sultan Ibrahim Iskandar. Im Juli fand die traditionelle Krönungszeremonie statt.
Spannungen zwischen den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen
Das Parlament hat ein Ober- und Unterhaus nach britischem Vorbild. Der Islam ist Staatsreligion. Seit jeher gibt es ethnische, kulturelle und wirtschaftliche Spannungen zwischen den Malaien, die über 50 % der Bevölkerung ausmachen, und den im Land lebenden Chinesen und Indern, die beinahe den Rest der Bevölkerung stellen. Mit der „Neuen Ökonomischen Politik“ (NEP) ab 1969 sollte die gesamte malaysische Gesellschaft so umstrukturiert werden, dass die Stellung in der Gesellschaft nicht mehr mit der ethnischen Zugehörigkeit einhergeht und somit die Malaien künftig positiv diskriminiert würden.
Ehemaliger Oppositionsführer leitet fragile Einheitsregierung
In den letzten Jahren gab es eine Reihe von Unstimmigkeiten, die zu Protesten und vorzeitigen Regierungswechseln führten. Die letzten Wahlen im November 2022 brachten den umstrittenen, verurteilten und mittlerweile rehabilitierten Ex-Oppositionsführer Anwar Ibrahim auf Drängen des Königs als neuen Premierminister hervor. Die Einheitsregierung, die von der Unterstützung mehrerer Parteien abhängig ist, gilt als fragil und lässt eine dauerhafte politische Stabilität unwahrscheinlich erscheinen. Dennoch wird erwartet, dass die jeweiligen Regierungen Infrastrukturprogramme und Stimulierungspakete – trotz hoher internationaler Verschuldung und eines eingeschränkten finanziellen Spielraums – weiter fortführen, um den Wirtschaftsmotor am Laufen zu halten.
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Zahlen, Daten, Fakten
Pflanze der Superlative
Die seltene, unter anderem in Malaysia endemische, "Rufflesia" ist eine Pflanze der Superlative: Sie bildet die größten Blüten der Welt mit bis zu einem Meter Durchmesser und bis zu elf Kilogramm Gewicht, benötigt selbst kein Sonnenlicht und stinkt fürchterlich. Rafflesien sind Vollschmarotzer, also Parasiten, die ohne eigene Wurzeln, Zweige oder Blätter von anderen Pflanzen leben. Die Blüte zerfällt bereits nach vier bis sieben Tagen zu einem zähen, schwarzen Schleim.
Kreisverkehr der Superlative
Nicht nur die Flora in Malaysia ist superlativ, auch im Verkehrswesen kann das Land einen Weltrekord vorweisen: der "Persiaran Sultan Salahuddin Abdul Aziz Shah"-Kreisverkehr in Putrajaya ist der größte Kreisverkehr der Welt. Er ist 3,5 Kilometer lang und in ihm eingebettet liegen die offizielle Residenz des Königs von Malaysia, ein Luxushotel und das Mercu Tanda Denkmal.
Äthiopien
Äthiopien ist nicht nur das Ursprungsland des Kaffees, sondern gilt auch als Wiege der Menschheit. Im Jahr 1974 entdeckten Paläoanthropologen die versteinerten Überreste eines schätzungsweise 3,2 Millionen Jahre alten Skeletts. Damit ist "Lucy" eine der frühesten bekannten Vorfahren des modernen Menschen.
Wirtschaftliche Situation
Investitionen in unterentwickelte Industrie und Infrastruktur führen zu hohem Wachstum
Äthiopien liegt im Osten des afrikanischen Kontinents. Der Binnenstaat, der sich seinen Zugang zum Meer hauptsächlich über Dschibuti sichert, galt lange Zeit als hoffnungsvoller Zukunftsmarkt. Äthiopien ist das Land mit der zweitgrößten Bevölkerung Afrikas und die drittgrößte Volkswirtschaft in Subsahara-Afrika. Wichtigste Exportgüter sind Kaffee und Tee, Gemüse, Blumen und Ölsaaten, deren Ernteerfolg stark von den Wetterbedingungen abhängt. Die Industrie und Infrastruktur sind noch unterentwickelt und es mangelt an qualifizierten Arbeitskräften. Das Wirtschaftswachstum ist seit jeher unter anderem von der anhaltenden Dürre gebremst. Durch rege Investitionen in notwendige Infrastrukturprojekte, Bergbau und Wasserkraft konnten bis vor Corona im Jahr 2020 dennoch hohe Wachstumsraten von bis zu 10 % erzielt werden. Damit war das Land einer der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften weltweit.
Bewaffnete Konflikte bremsen wirtschaftliche Dynamik
Durch die bewaffneten politischen Konflikte der letzten Jahre gerät der dynamische Entwicklungskurs unter Druck. Der innere Frieden muss erst wiederhergestellt werden, um die Wirtschaft wieder voll in Gang zu bringen. Der Finanzierungsbedarf bleibt hoch und Geberhilfe, vor allem von IWF (Internationaler Währungsfonds) und Weltbank, bleibt unerlässlich. Im Jahr 2024 und auch für die Folgejahre wird - trotz aller Probleme - mit einem BIP-Wachstum von über 6 bis 7 % gerechnet.
Künftig könnten mehr Exporte von Strom - dank des Megastaudamms am Nil, Mineralien, Gold, Erdgas und sogar Weizen für weitere Einnahmen sorgen. Der neue Flughafen in Addis Abeba hat sich zu einem der größten Luftfahrtdrehkreuze und internationalen Hubs in Afrika entwickelt und ist mit seiner Fluglinie zum größten Devisenbringer des Landes geworden. Aktuell stellen jedoch der Devisenmangel, die hohe Inflation und die enorme Verschuldung den Staat, neben der humanitären Krise, vor große Herausforderungen. Ein neues IWF-Hilfsprogramm im Umfang von 3,4 Mrd. USD, das Ende Juli 2024 abgeschlossen wurde, soll in den nächsten vier Jahren die angespannte Situation etwas entschärfen und die makroökonomischen Ungleichgewichte wieder ins Lot bringen.
Politisches Risiko
Innenpolitische und außenpolitische Spannungen
Äthiopien ist eine parlamentarische Bundesrepublik. Lange Zeit war die Politik des Landes durch autoritär geführte Regime gekennzeichnet. Innenpolitische Spannungen, unterdrückte Proteste, eine schwache Opposition und Verhaftungen von Regierungskritikern gehörten zum Alltag.
Mit dem Nachbarstaat Eritrea gab es früher immer wieder Grenzkonflikte um den für den Handel so wichtigen Meereszugang. Äthiopien ist als Binnenstaat heute stark von Dschibutis Häfen abhängig. Spannungen gibt es auch mit Sudan und Ägypten wegen des Megastaudammes am Nil, der für Äthiopiens Stromproduktion essenziell ist.
Ethnische Konflikte bleiben eine große Herausforderung
Nach Unruhen und Ausnahmezustand wurde im April 2018 der spätere Friedensnobelpreisträger Dr. Abiy Ahmed zum Ministerpräsidenten ernannt. Dieser leitete einen umfassenden Reform- und Öffnungsprozess des Landes ein und versprach eine Mehrparteiendemokratie. Auch die wirtschaftliche Öffnung des Landes und Teilprivatisierungen staatlicher Unternehmen wurden angekündigt.
Dennoch bleiben die ethnischen Konflikte des Vielvölkerstaates weiterhin die größte innenpolitische Herausforderung. Die für August 2020 geplanten Parlamentswahlen wurden offiziell wegen Corona verschoben, was nicht im Sinne der in der nördlichen Region Tigray regierenden Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) war. Ab November 2020 eskalierte der Konflikt der Zentralregierung mit der TPLF zu einem lokalen Bürgerkrieg mit Hunderttausenden von Toten und Vertriebenen sowie einem landesweiten Ausnahmezustand inklusive einer schweren humanitären Krise. Im November 2022 wurde ein Friedensabkommen zwischen der Regierung und den Rebellen geschlossen. Auch in anderen Gebieten des Landes kommt es immer wieder zu gewaltsamen – ethnisch motivierten – Auseinandersetzungen. Eine dauerhafte politische Stabilisierung ist für die weitere wirtschaftliche Entwicklung unerlässlich, damit wieder mehr internationale Hilfsgelder und Direktinvestitionen ins Land fließen können.
+ Stärken | - Schwächen |
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Zahlen, Daten, Fakten
Land der Vielfalt...
In Äthiopien werden mehr als 80 verschiedene Sprachen und Dialekte gesprochen. Neben der offiziellen Amtssprache Amharisch ist Afaan Oromoo die am weitesten verbreitete Sprache.
...und Einzigartigkeiten
Äthiopien ist in vielerlei Hinsicht einzigartig, unter anderem hat das Land einen eigenen Kalender. Der äthiopische Kalender ist eine Variante des koptischen Kalenders, beginnt jeweils im September und besteht aus 13 Monaten: 12 Monate mit je 30 Tagen und einen zusätzlichen Monat mit 5 oder 6 Tagen - abhängig davon, ob es sich um ein Schaltjahr handelt oder nicht. Der Datumsunterschied zu dem in Europa gebräuchlichen gregorianischen Kalender beträgt derzeit 7 Jahre und 8 Monate.
Malaysia | Äthiopien | |
BIP-Wachstum |
In den letzten Jahren durch Corona-Pandemie volatil - 2020 negatives Wachstum von -5,5 %, in 2021 und 2022 wieder kontinuierliche Erholung auf 3,3 bzw. Im Gesamtjahr 2023 aufgrund der schwachen weltweiten Nachfrage erneuter Rückgang auf +3,5 %. Für 2024* (+4,3 %) und die Folgejahre wird ein leichter Aufwind mit Werten zwischen 4 und 5 % prognostiziert. |
Im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie Einbruch des BIPs von früheren Werten von bis zu 10 % auf 6,1 %, 2021/22 nur 5,6 bzw. 5,3 %, in 2023* wieder Anstieg auf 7,2 %. Für 2024* wird das Wachstum - trotz massiver ökonomischer Probleme - auf 6,2 %, für die Folgejahre auf um die 7 % geschätzt. |
Staatshaushalt |
Seit jeher negativer Staatshaushalt - 2023 durch höhere Ausgaben auf über 5,1 % gestiegen. 2024* wird mit einem Minus von 4,4 % gerechnet, welches sich bis 2027* durch stärkeres Wachstum, weniger staatliche Subventionen und höhere (Steuer-)Einnahmen auf 2,4 % reduzieren soll. |
In den letzten Jahren traditionell defizitärer Staatshaushalt zwischen 2 und über 4 % Minus. 2022* erreicht das Minus seinen Höhepunkt mit 4,2 %, danach Rückgang bis 2024* auf -2,0 %. Die Prognosen für 2025* bis 2027* sind - trotz einigem Potenzial, dass sich die Situation verbessern könnte - ansteigend bis auf -3,5 %. Finanzielle Unterstützung von Gebern, insbesondere durch den Internationalen Währungsfonds (IWF), ist unerlässlich. |
Leistungsbilanz |
Kontinuierlich im positiven Bereich, wenngleich im Ausmaß schwankend: Nach einem Plus von 14,5 Mrd. USD bzw. 3,9 % des BIP in 2021, wird sich der Überschuss 2024* auf 8,8 Mrd. USD (2,2 % des BIP) reduzieren, allerdings wird bis 2027 ein starker Anstieg des Leistungsbilanz-Plus bis auf 22,3 Mrd. USD prognostiziert. Die Handelsbilanz weist seit jeher ebenfalls nur Überschüsse aus, für 2024* wird ein Plus-Saldo von 28,2 Mrd. USD (bzw. 6,9 % des BIP) errechnet mit weiter positiver Tendenz. |
Bis dato immer – seit 2021 stärker – im negativen Bereich. 2023* beträgt das Leistungsbilanz-Defizit geschätzte 4,6 Mrd. USD / -2,9 % d. BIP. Im Jahr 2024* wird ein Minus von 5,1 Mrd. USD / -2,6 % d. BIP erwartet mit bis 2027 etwas rückläufiger Tendenz. Die Handelsbilanz, abhängig vom volatilen Kaffeepreis, Ernteerfolgen und dem Exportwachstum, zeigt in den letzten Jahren eine nominell generell ansteigende Tendenz des Defizites - nach 2020 noch -8,5 Mrd. USD /-8,8 % d. BIP wird der negative Saldo bis 2024* auf -19,6 Mrd. USD / -10,1 % d. BIP anwachsen |
Auslands-verschuldung |
Moderat, jedoch in den letzten zwei Jahrzehnten von Jahr zu Jahr u.a. durch umfassende Investitionen nominell leichter Anstieg, der bis 2024* 282 Mrd. USD (68,9 % des BIP/96,2 % der Exporte) erreicht. Bis 2027* wird ein Wert von 326 Mrd. USD erwartet. Die Schuldendienstrate bewegt sich zwischen 5 und 6 %, im Jahr 2024* sind es 5,6 % und kann bis dato problemlos abgedeckt werden. Die kurzfristige Verschuldung ist tendenziell stärker im Steigen, allerdings sind die Devisenreserven – 2024* um über 170 Mrd. USD (entspricht einer Importdeckung von 6,9 Monaten) - auf einem komfortablen Niveau. |
Kontinuierlich gestiegen bis 2020, seither hat sich die Verschuldung nominell auf ähnlichem Niveau eingependelt: 2023* und 2024* werden 28,6 Mrd. USD, das entspricht in 2024* 14,8 % d. BIP und 166,2 % der Exporte, mit weiteren Abnahmen im prozentuellen Bereich erreicht. Seit Jahren stellt die Devisenknappheit die Wirtschaft vor große Probleme. Die Devisenreserven betragen im Juli 2024* geschätzte und zuletzt steigende 4,3 Mrd. USD, das entspricht einer (kritischen) Importdeckung von nur 1,5 Monaten. Für die Folgejahre soll dieser Betrag auf bis über 5 Mrd. USD anwachsen, die kurzfristige Liquidität bleibt aber weiter nicht ausreichend. |
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