10.08.2021

Die Liste der Länder, in die österreichische Exporteure ihre Waren und Leistungen liefern, ist lang. Fundierte Informationen über die wirtschaftliche und politische Situation in diesen Märkten helfen heimischen Unternehmen, das Risiko besser einzuschätzen und die richtigen Instrumente für eine Minimierung dieser Risiken zu wählen. Unser Länderanalyseteam hat die wichtigsten Exportmärkte Österreichs immer im Blick. In unserer Serie #MärkteImFokus erfahren auch Sie, welcher Markt aktuell Chancen bietet und wo auf erhöhtes Risiko zu achten ist.

Werfen Sie gemeinsam mit unserem Expertenteam diesmal einen Blick auf interessante Zahlen, Daten und Fakten zu Senegal und Myanmar.

Senegal - Am Weg zur "Emerging Economy"

Wirtschaftliche Situation: gute Entwicklung dank Reform- und Infrastrukturvorhaben

Der Senegal ist eines der bestentwickelten Länder Westafrikas und zählt trotzdem weiterhin zu den 46 ärmsten Ländern der Welt (Least Developed Countries - LDCs). Das Land ist gekennzeichnet durch einen breiten informellen Sektor, eine starke Importabhängigkeit - vor allem bei Öl und Nahrungsmitteln, eine ungleiche Einkommensverteilung (Stadt-Land Gefälle) und mangelnde Energieversorgung.

Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung leben von der Landwirtschaft, die jedoch lediglich 15 % zum BIP beiträgt. Die wichtigsten Exportgüter sind Mineralölprodukte, Phosphate, Fische und Erdnüsse. Besonders im Phosphor-Sektor wird das volle Potenzial des Landes noch nicht ausgeschöpft.

Internationale Investoren sowie zahlreiche Infrastrukturprojekte sorgen aktuell für eine starke wirtschaftliche Belebung. Durch den „Entwicklungsplan Senegal“, einem Reform- und Investitionsprogramm, soll das Land bis 2035 den Status einer „Emerging Economy“ erreichen. Vor wenigen Jahren entdeckte Gas- und Ölreserven sollten positiv zu weiterem Wachstum beitragen.

Die ab 2023 erwarteten Einnahmen aus den neu erschlossenen Öl- und Gasfeldern, eine ausreichende Energieversorgung sowie hohe Investitionen in die Infrastruktur dürften die wirtschaftliche Entwicklung des stabilsten westafrikanischen Landes in den kommenden Jahren deutlich beschleunigen.
Gerald Mayer
Länderexperte

Politisches Risiko: vorhanden, aber vergleichsweise gering 

Strenge Corona-Maßnahmen inkl. einer nächtlichen Ausgangssperre mündeten im Frühjahr 2020 in tagelange Massenproteste. Auch die kurzfristige Verhaftung eines Oppositionsführers im März 2021 sorgte für gewaltsame Ausschreitungen. 

Trotzdem ist der Senegal, seit 1960 unabhängig, eines der politisch stabilsten Länder der Region und das einzige Land Westafrikas, in dem es noch nie einen Militärputsch gab. Der Machtwechsel von Langzeitpräsident Wade zu Macky Sall bei den Präsidentenwahlen 2012 verlief relativ friedlich. Präsident Sall wurde 2019 bereits im ersten Wahldurchgang für eine zweite Amtsperiode - bis 2024 - wiedergewählt.

+ Stärken  Schwächen 
  • Unterschiedlichste internationale Investoren tragen zur Wirtschaftsentwicklung bei
  • Trotz Protesten in Dakar insgesamt hohe politische Stabilität
  • Gute Infrastruktur ermöglicht Rolle als regionales Handels-Drehkreuz
  • Ineffizienzen und Korruption in der öffentlichen Verwaltung
  • Starkes Stadt-Land-Gefälle sorgt für soziale Spannungen
  • Anfälligkeit für Folgen des Klimawandels

 

Obwohl das Land zu 93 % muslimisch ist, war Senegals erster Präsident katholisch

Der bekannte Dichter Léopold Sédar Senghor wurde 1960, kurz nachdem der Senegal unabhängig geworden ist, erster Präsident des afrikanischen Staates. Der überzeugte Christ wurde vier Mal wiedergewählt und blieb bis 1980 Präsident des überwiegend muslimischen Landes.  

Myanmar - Politische Konflikte beenden demokratischen Wandel

Die nach dem Militärputsch verhängten Sanktionen werden auch große wirtschaftliche Auswirkungen auf Myanmar haben. Eine baldige Verbesserung der derzeitigen Lage ist nicht zu erwarten, es besteht die Gefahr eines bürgerkriegsähnlichen Szenarios. Schade um die positiven Signale in den letzten Jahren und das enorme Potenzial im Land!
Ines Baumann
Länderexpertin

Wirtschaftliche Situation: wenig Infrastruktur, viel Bürokratie

Myanmar ist reich an natürlichen Ressourcen wie z.B. Erdöl und -gas. Dennoch bleibt es eines der ärmsten Länder der Welt und stark landwirtschaftlich geprägt. Das Land litt an zahlreichen Wirtschaftssanktionen der westlichen Staaten, die durch die leichte politische Liberalisierung und den Reformwillen sukzessive aufgehoben wurden. Trotz Potenzial in Bereichen wie Wasserkraft oder Tourismus, lebhafter Direktinvestitionen und verstärkter Geberhilfe, bremsen die schwache Infrastruktur und starke Bürokratie größere Erfolge.

Die Corona-Pandemie traf die Volkswirtschaft des Landes bereits seit März 2020 hart, was sich in Rückgängen bei Exporten, Gastarbeiterüberweisungen, beim Inlandskonsum, im Tourismus und in der Textilproduktion widerspiegelt. Mit dem heurigen Militärputsch wurde der vorher eingeschlagene Weg jäh gestoppt. Neue Sanktionen, weniger Direktinvestitionen und Hilfszahlungen (ADB und Weltbank stoppen ihre Kreditauszahlungen), keine Tourismuseinnahmen sowie die Annullierung von Infrastrukturprojekten haben einen weiteren dämpfenden Effekt auf die Wirtschaftsaktivitäten im Land.

Zudem kämpft das Krisenland derzeit mit einer neuen massiven Corona-Welle. Das Gesundheitssystem ist weitgehend zusammengebrochen und die Armut der Bevölkerung steigt.

Derzeit kämpft das Land zusätzlich mit einer massiven Corona-Welle, die den ohnehin schwachen Gesundheitssektor an seine Grenzen bringt. Zudem sinkt die Bereitschaft des medizinischen Personals sich dem von der Junta kontrollierten Gesundheitssystem zu beugen.
Ines Baumann
Länderexpertin

Politisches Risiko: Proteste, Chaos und Gewalt 

Die in ihrer Heimat sehr beliebte de-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi hat sich bei den Parlamentswahlen im November 2020 mit ihrem haushohen Sieg eine zweite Amtszeit gesichert. Das noch immer einflussreiche Militär erkennt jedoch das Wahlergebnis nicht an und übernahm am 1. Februar 2021 wieder die Macht.

Der Putsch beendete eine zehnjährige Phase des demokratischen Wandels in dem südostasiatischen Land. Die Junta sieht sich seitdem massiven Protesten gegenüber und reagiert mit brutaler Gewalt gegen Demonstranten. Zudem gibt es weiterhin Kämpfe zwischen Armee und Rebellen im Norden sowie eine damit einhergehende Flüchtlingsproblematik.

Suu Kyi und weitere Politiker wurden festgesetzt und auch wegen diverser „Vergehen“ angeklagt. Seit der - nunmehr zweieinhalbjährige - Ausnahmezustand ausgerufen wurde, versinkt Myanmar in Chaos und Gewalt. Neuwahlen sollen erst im August 2023 stattfinden. 

+ Stärken Schwächen
  • Langfristig breite Wachstumschancen durch strategisch günstige Lage und reichhaltige Ressourcen
  • Mitgliedschaft in der ASEAN Gemeinschaft sowie in der RCEP (größte Freihandelszone der Welt)
  • Potenzial für vielseitigen und attraktiven Tourismus
  • Derzeit instabile Sicherheitssituation, die weiteres politisches und wirtschaftliches Leben stark beeinflusst
  • Hoher Modernisierungsbedarf - weitreichende Schlüsselreformen notwendig
  • Latente ethnische Konflikte

 

60 Tonnen Blattgold schmücken Myanmars Wahrzeichen

Die Shwedagon Pagode in Yangon, das Wahrzeichen Myanmars, ist außen mit rund 60 Tonnen Blattgold verziert und mit einem 76-Karat-Diamanten an der Spitze gekrönt. Sie symbolisiert die reinen Lehren Buddhas und zählt zu den wichtigen Pilgerstätten der Gläubigen, die um das Gebäude herum Zeremonien feiern.

  Senegal Myanmar

BIP-Wachstum

Mit Ausnahme vom durch COVID-19 geprägten 2020 (+0,9 %) seit Jahren hohes Wirtschaftswachstum: 2019: +5,2 %, 2021*: +3,8 %.

Für 2022* erwarten Experten ein BIP-Plus von beachtlichen 5,5 %.

Langjähriger Wachstumspfad mit bis zu 8 %. 2020* durch Corona-Pandemie gebremst: +3,3 %.

Für 2021* werden inkl. Auswirkungen des Militärputsches minus 10 % erwartet.

Staatshaushalt

Chronisch negatives, jedoch insgesamt stabiles Budget: 2020: -3,7 % des BIP, 2021*: -3,2 % d. BIP, 2022*: -3,5% d. BIP

Chronisch negativer Staatshaushalt, v.a. durch ineffiziente Staatsbetriebe, hohe Militärausgaben und großem Anteil an Schattenwirtschaft.

Defizit in 2020*/21* ansteigend auf bis zu knapp 7 %, jedoch keine verlässlichen Zahlen verfügbar.

Leistungsbilanz

Traditionell negativ, aktuell vor allem wegen hoher Investitionen in Infrastrukturprojekte in der Öl- und Gasindustrie deutlich im Minus: 2020: -10,6 % d. BIP, 2021*: -8,6 % d. BIP, 2022*: -9,7 % d. BIP.

Eine nennenswerte Verbesserung der Leistungsbilanz ist jedoch ab 2023 durch den Beginn von Öl- und Gasexporten zu erwarten. 

Seit 10 Jahren im negativen Bereich, zuletzt wieder im Steigen: 2020*: -5,1 %, 2021*: -5,5 %, 2023*: -6,4 %

 

Auslands-
verschuldung

Seit einigen Jahren relativ stabil, aktuell leicht rückläufig: 2020: 61,2 % d. BIP; 2021*: 58,3 % d. BIP, 2022*: 56,6 % d. BIP.

Die Schuldendienstrate lag Ende 2020* bei 14,6 %. 

Bisher moderat, seit 2014 jedoch ansteigend: 2014: ca. 15 % des BIP; 2020*: knapp 19 % des BIP.

Die Schuldendienstrate liegt 2020*/21* zwischen 3 und 4,3 % mit höherer Tendenz in den Folgejahren. Weiterhin volatile Devisenreserven, die Importdeckung beträgt in 2020 noch knapp über 5 Monate, allerdings mit stark reduzierter Prognose. 

  * geschätzt * geschätzt

 

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