29.08.2018
  • Österreichische Exporte stark europalastig und auf wenige Länder konzentriert
  • Exportpotenzial in südostasiatischen ASEAN-Ländern, Afrika und Lateinamerika zu wenig genutzt
  • OeKB unterstützt mit Haftungen des Bundes und zinsgünstigen Finanzierungen bei der Expansion in Wachstumsmärkte

Flexibilität und Sicherheit auf dem Arbeitsmarkt

Von "Flexicurity", einer Wortkombination aus "Flexibility" und "Security", hat vor einigen Jahren erstmals die EU-Kommission gesprochen. Sie bezeichnete damit eine Strategie zur Stärkung von Flexibilität und Sicherheit auf dem Arbeitsmarkt. Beim diesjährigen Forum Alpbach nutzten OeKB-Vorstandsmitglied Helmut Bernkopf, Humangenetiker Markus Hengstschläger, Ulrike Klemm-Pöttinger von Kapsch TrafficCom AG und Barbara Potisk-Eibensteiner von Heinzel Holding GmbH diese Wortschöpfung, um zum Thema "Spezialisierung und Diversifikation" zu diskutieren.

"Umgelegt auf Unternehmen bedeutet "Flexicurity", dass sie durch die Diversifikation ihrer Märkte mehr Flexibilität erhalten. Die Risikostreuung nach Ländern hilft das Bestehen und Wachstum des eigenen Unternehmens langfristig abzusichern und damit auch die gesamte österreichische Wirtschaft zu stärken. Bei den Produkten spezialisieren und im Länderfokus diversifizieren ist eine gute Devise", so Helmut Bernkopf, für den Geschäftsbereich Export Services verantwortliches Vorstandsmitglied der Oesterreichischen Kontrollbank AG (OeKB).

Noch viel Potenzial bei der Diversifikation österreichischer Exportmärkte

Ein Blick auf die Exportstatistik Österreichs macht deutlich, dass der Diversifikationsgrad der Exportmärkte noch viel Raum für Entwicklung offen lässt. Der österreichische Export ist sehr europalastig. 2017 gingen 70 Prozent des Exports in EU-Länder, 30 Prozent allein nach Deutschland. Wachstumsregionen wie die ASEAN-Staaten im südostasiatischen Raum oder in Afrika sind nur schwach vertreten. "Der Anteil der ASEAN-Länder an den österreichischen Ausfuhren betrug 2017 gerade einmal 1,4 Prozent, der Anteil der Exporte nach Afrika überhaupt nur 1,2 Prozent. Da ist noch viel Luft nach oben", erläutert Bernkopf weiter.

Ähnliches gilt für Schwellenländer und die sogenannten Newly Industrialized Countries. "Angesichts der zunehmenden Dynamik und Bedeutung von Schwellenökonomien sollte auch der österreichische Export von dieser Nachfragedynamik vermehrt profitieren. Eine stärkere Ausrichtung auf China und den asiatisch-pazifischen Raum würde die Wachstumsimpulse sicherlich erhöhen", ist Bernkopf überzeugt. Laut Schätzung des Internationalen Währungsfonds sollte allein Asien in den nächsten beiden Jahren mehr als die Hälfte des weltweiten BIP-Wachstums generieren.

Risikostreuung durch Länderdiversifikation macht Unternehmen zukunftssicherer

Neben der starken Europalastigkeit konzentrieren sich Österreichs Exporte auf nur wenige Länder. So wurde 2017 mehr als die Hälfte des österreichischen Exports mit Deutschland, den USA, Italien, Frankreich und der Schweiz abgewickelt. "Eine größere Diversifikation des Außenhandels würde die Exportabhängigkeit von diesen Märkten verringern und die Resilienz der Unternehmen – also deren Widerstandsfähigkeit gegenüber ungünstigen Marktentwicklungen und Krisen – deutlich erhöhen", bekräftigt Bernkopf.

Neue Chancen und mehr Innovationskraft durch "Flexicurity"

Die Diversifizierung von Exportmärkten bringt viele Vorteile für die Unternehmen: Neben der Nutzung der stärkeren Nachfragedynamik in aufstrebenden Ländern reduziert "Flexicurity" die Abhängigkeit von bestehenden Märkten. Durch den Vertrieb in Ländern mit unterschiedlichen politischen und konjunkturellen Risikoprofilen kann das Risiko gestreut werden. Eine wachsende Produktion aufgrund von Länderdiversifikation führt zu Skaleneffekten und damit einer Kostenreduktion. Hohe Kosten für Forschung und Neuentwicklungen lassen sich durch zusätzliche Verkäufe im Ausland rascher amortisieren. "Der Effekt der Exportdiversifizierung wirkt auch ganz wesentlich auf die Innovationskraft von Unternehmen. Erfahrungen, die auf den neuen Märkten mit ihren unterschiedlichen Kundenbedürfnissen gemacht werden, können zur Weiterentwicklung der Kompetenzen sowie des Produkt- und Dienstleistungsangebots des Unternehmens auch im eigenen Land genützt werden", so Bernkopf.

Unterstützung durch die Services der OeKB

Die OeKB fördert eine stärkere Diversifikation des österreichischen Außenhandels, da sie beim Export in neue Märkte und risikoreichere Märkte unterstützt. Sie hilft Unternehmen, einen Teil des Risikos aus dem Exportgeschäft und aus Auslandsinvestitionen durch Exporthaftungen des Bundes, die sie im Auftrag des Bundesministeriums für Finanzen betreut, abzugeben. Zusätzlich stellt sie zinsgünstige Finanzierungen zur Verfügung.

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Über die OeKB Gruppe:

Die Unternehmen der OeKB Gruppe mit ihren über 400 Angestellten erbringen wesentliche und relevante Services für die österreichische Exportwirtschaft und den Kapitalmarkt, bieten Dienstleistungen für den Energiemarkt und sind Teil der österreichischen Entwicklungsfinanzierung. All ihre Aktivitäten haben einen deutlichen volkswirtschaftlichen Nutzen, stärken den Standort Österreich und unterstützen Österreichs Wirtschaft im globalen Wettbewerb. Sie handeln sektorenübergreifend und nachhaltig verantwortungsbewusst.