Uruguay
Klein, aber oho: Uruguay rangiert zwar flächenmäßig am unteren Ende im Südamerika-Vergleich, zählt aber wirtschaftlich und politisch zu den Resilientesten des Kontinents. Dank Diversifizierung ist das Mercosur-Gründungsmitglied, das einst vom Agrarsektor dominiert wurde, auf einem guten Weg, sich als regionaler Dienstleistungshub zu etablieren.
Wirtschaftliche Situation
Expansionskurs auf zunehmend breiter Basis
Während die großen Nachbarn Argentinien und Brasilien in den letzten Jahren ihrem wirtschaftlichen Potenzial hinterhergehinkt sind, besticht das kleine Uruguay seit mittlerweile zwei Jahrzehnten durch einen stetigen Wachstumskurs, unterbrochen lediglich im COVID-Krisenjahr 2020. Zu verdanken ist dies nicht nur dem geschäfts- und investorenfreundlichen Umfeld, sondern auch einer erfolgreichen Diversifizierung der Wirtschaftsstrukturen. Der Agrarsektor spielt mit Hauptexporten wie Rindfleisch und Soja zwar weiterhin eine wesentliche Rolle, doch gemessen an der Wirtschaftsleistung dominiert längst die Dienstleistungsbranche – von der Logistik über den Tourismus bis hin zur IT. Investitionen in Forschung und Entwicklung spiegeln sich beispielsweise in einer innovativen Start-up-Szene oder der regional höchsten Software-Exportquote pro Einwohner wider. Als stabilisierender Faktor gilt zudem der gut entwickelte Bankensektor, den eine hohe Eigenmittelausstattung und ein niedriger Anteil an notleidenden Krediten von nur 1,5 % kennzeichnen.
Zu den wesentlichsten Wachstumshemmnissen gehören hingegen die höheren Betriebskosten als in den Nachbarstaaten und die Anfälligkeit für Klimarisiken, zuletzt evident bei der historischen Dürre 2023.
Solide Reformbilanz stärkt Investorenvertrauen
Reformerfolge kann Uruguay in den vergangenen Jahren nicht nur in der Wirtschaftspolitik, sondern auch auf struktureller Ebene vorweisen. So untermauert etwa ein neu eingerichteter Fiskalrat, der die verbindlichen Budgetziele und den gesetzlichen Schuldenanker überwacht, die Glaubwürdigkeit des eingeschlagenen Konsolidierungskurses. Parallel dazu stärkt die Ernennung eines parteiunabhängigen Gouverneurs die Unabhängigkeit der Zentralbank. In Kombination mit der bereits 2023 beschlossenen Pensionsreform, einem zunehmend aktiven Schuldenmanagement und dem relativ geringen Staat-Banken-Nexus sorgt dies für ein wachsendes Vertrauen bei den internationalen Investoren. Schon seit 2021 verzeichnet Uruguay bei den Risikoprämien für Anleihen konstant das niedrigste Niveau in der Region, noch vor den langjährigen Spitzenreitern Chile und Peru.
Politische Situation
Vorreiter bei institutionellen Rahmenbedingungen
Die Innenpolitik der Präsidialrepublik wird traditionell von zwei großen Blöcken dominiert, dem Mitte-Links-Bündnis Frente Amplio und der Mitte-Rechts-Fraktion Partido Nacional. Auffallend ist dabei das für lateinamerikanische Verhältnisse wenig aufgeheizte politische Klima. Nirgendwo sonst ist das Vertrauen in die Demokratie und in das etablierte Parteiensystem so groß wie in Uruguay. Durchaus beachtlich schneidet das Land auch in zahlreichen internationalen Rankings ab, darunter Platz 13 im aktuellen Korruptionswahrnehmungsindex. Zum Vergleich: Österreich belegt hier Rang 25. Stabile rechtliche Rahmenbedingungen, Transparenz, ein gut funktionierender Sozialstaat nach europäischem Vorbild und eine niedrige Armutsrate unterstreichen Uruguays regionale Vorreiterrolle.
Als größte politische Herausforderungen sind der unvorteilhafte demografische Trend, Stichwort Überalterung, und die zuletzt steigende Kriminalität in Verbindung mit Drogen- und Waffenschmuggel zu nennen, letzteres wohlgemerkt von einem niedrigen Niveau ausgehend.
Soziales und Ökologie ganz oben auf der Agenda
Bei den jüngsten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Herbst 2024 musste sich das zuvor regierende konservative Lager knapp den linken Herausforderern geschlagen geben. An der Staats- und Regierungsspitze steht seit 1. März 2025 der ehemalige Geschichtslehrer Yamandú Orsi. Programmatisch zeichnet sich erwartungsgemäß keine Abkehr vom bewährten wirtschaftspolitischen Kurs ab, während gesellschaftspolitisch der Fokus noch stärker auf soziale Aspekte gelegt wird. Zudem sind der Naturschutz, die Bekämpfung der organisierten Kriminalität, ein konsequenter Bürokratieabbau und die Erschließung neuer Exportmärkte als Schwerpunkte definiert. Ein gewisses Maß an Verunsicherung geht indes mit Orsis Wahlkampfaussagen einher, dass es bei kritischen Infrastrukturprojekten zu Nachverhandlungen kommen könnte, speziell was Umweltbelange und eine Ausweitung der staatlichen Beteiligung betrifft.
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Zahlen, Daten, Fakten
Längste Nationalhymne...
Die Nationalhymne Uruguays, „Orientales, la Patria o la Tumba“, ist mit einer Dauer von knapp sechs Minuten die längste der Welt. Um Zeit zu sparen, werden in der Regel daher nur die erste Strophe und der Refrain gesungen.
...und höchste Kuhdichte der Welt
In Uruguay gibt es mehr Kühe als Menschen. Asado, also gegrilltes Fleisch, ist in Ländern wie Argentinien und Uruguay ein Eckpfeiler der lokalen Küche. Uruguay liegt beim Rindfleischkonsum weltweit an zweiter Stelle, mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von durchschnittlich 53 kg pro Jahr. Und wenn eine Bevölkerung Rindfleisch so sehr liebt, braucht sie eine ganze Menge Kühe. So sehr, dass in Uruguay die Kühe die Menschen zahlenmäßig vier zu eins übertreffen.
Gabun
Gabun liegt in Zentralafrika und grenzt im Nordwesten an Äquatorialguinea, im Norden an Kamerun, im Osten und Süden an die Republik Kongo und im Westen an den Atlantischen Ozean. 1472 kamen die ersten Europäer in das Gebiet des heutigen Gabun. Sie stellten fest, dass der Fluss Komo beim heutigen Libreville aussah wie ein bestimmter Seefahrermantel. So nannten sie das Land Gabun nach dem Wort gabão - Mantel auf Portugiesisch.
Wirtschaftliche Situation
Ungleiche Einkommensverteilung, hohe Arbeitslosenquote
Gabun ist reich an Rohstoffen wie Erdöl, Holz, Uran, Eisenerz und Gold sowie an natürlichen Ressourcen wie einem großflächigen Regenwald, fruchtbaren Böden und einem enormen Fischbestand. Zudem ist Gabun nach Südafrika der zweitgrößte Manganproduzent weltweit. Damit zählt Gabun zu den wohlhabenden Ländern Zentralafrikas. Allerdings ist das Einkommen sehr ungleich verteilt, sodass der größte Teil der Bevölkerung noch in Armut lebt. In dem kleinen Binnenmarkt mit knapp 2 Mio. Einwohnern verfügt einzig die Oberschicht über eine hohe Kaufkraft, um hochwertige Konsumgüter zu erwerben. Die Entwicklung der Volkswirtschaft hängt bis heute größtenteils von Erdölexporten und -preisen, Diversifizierungsbestrebungen und ausländischen Direktinvestitionen, beispielsweise in verschiedene Bergbausektoren, ab.
Gabun kämpft mit einer signifikanten Arbeitslosenquote von über 20 Prozent sowie mit häufigen Arbeitsunruhen, die auf starke Gewerkschaften zurückzuführen sind. Die Industrie und die Infrastruktur sind noch unterentwickelt und es mangelt an qualifizierten Arbeitskräften.
Angespannte Finanzlage bremst Investitionen
Das Wirtschaftswachstum, das für das Jahr 2025 auf 2,5 % geschätzt wird, ist seit der Corona-Pandemie im Allgemeinen gegenüber den Jahren davor zurückgegangen und volatiler. Dies ist unter anderem auf externe und interne Risiken wie den Russland-Ukraine-Konflikt, den Militärputsch im Jahr 2023 und die generell angespannte Finanzlage zurückzuführen. Dies zeigt sich in Problemen bei der Schuldenbedienung, ausweitenden Budgetdefiziten, einer negativen Leistungsbilanz und noch zu geringen Devisenreserven. Investitionen in notwendige Infrastrukturprojekte sind damit trotz Entwicklungsprogrammen wie der „Emerging Gabon-Strategy“ mit einem Volumen von 7 Mrd. USD gebremst. Diverse Geberhilfen von Weltbank, AfDB sowie IWF – das letzte Hilfsprogramm ist im Juli 2024 ausgelaufen – sollen zur Fiskalkonsolidierung und makroökonomischen Stabilisierung beitragen. Ein Folgeabkommen ist ab 2026 nicht auszuschließen.
Nach dem Regierungswechsel im Jahr 2023 setzt das zentralafrikanische Land mehr auf lokale Wertschöpfung und wirtschaftliche Souveränität. Mit einer ambitionierten Industriepolitik soll durch das ab Januar 2029 geltende Verbot des Exports von Rohmangan die wirtschaftliche Abhängigkeit von Rohstoffexporten verringert und die Steuereinnahmen gesteigert werden, damit der Staat über mehr Mittel zur Finanzierung der nationalen Entwicklung verfügt. Ebenso sollen durch die Errichtung von Sonderwirtschaftszonen, neue Investitionen in Offshore-Felder und die erstmalige Produktion von LNG (Liquefied Natural Gas) die insgesamt schwindende Ölförderung künftig teilweise kompensiert werden.
Die vielfältigen Ökosysteme sollen auch künftig - trotz wirtschaftlicher Nutzung des Waldes - geschützt werden. Der Holzabbau und dessen Verarbeitung bleibt eine wichtige Einnahmequelle, jedoch bemüht sich Gabun als Vorreiter im Bereich Umwelt- und Klimaschutz beispielsweise durch FSC-Zertifizierungen seine Wälder zu schützen und nachhaltige Forstwirtschaft zu betreiben.
Politische Situation
Ethnisch gespalten und politisch instabil
Nach der Verfassung von 1991 ist Gabun eine präsidiale Republik mit einem Mehrparteiensystem. Seit der Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1960 – das Land ist trotz einiger Spannungen bis heute eng mit Frankreich verbunden – litt Gabun fast durchgängig unter Diktaturen. Omar Bongo starb 2009 nach einer 42-jährigen Amtszeit, die von Korruption und politischer Willkür geprägt war. Sein Sohn Ali setzte den Kurs des Vaters, trotz Protesten und Demonstrationen, unbeirrt fort. Die Opposition ist zu schwach und zerstritten, um effektiv eine Änderung der Machtverhältnisse herbeizuführen. Das Land bleibt ethnisch gespalten und politisch instabil, die notwendigen Wirtschaftsreformen sind erheblich verzögert.
Ambitionierte Pläne der aktuellen Regierung
Bei den Präsidenten- und Parlamentswahlen im August 2023 trat Ali Bongo für seine dritte Amtszeit an. Das Ergebnis ist umstritten. Nach seinem „Sieg” kam es zu einem unblutigen Militärputsch, bei dem die Regierung, das Parlament und die Verfassung aufgelöst wurden. In der Folge wurde Gabun vorläufig aus der Afrikanischen Union (AU) ausgeschlossen. Der Übergangspräsident Oligui Nguema und seine Regierung wurden durch Wahlen im April 2025 legitimiert. Damit soll, zumindest offiziell, ein politischer und wirtschaftlicher Neuanfang ermöglicht werden, inklusive ambitionierter Pläne wie einer verstärkten Diversifizierung und einer ehrgeizigen Industriepolitik für das Land. Ausländische Investoren sind durch die Dynamik der neuen Regierung willkommen und sicher. Allerdings bleiben die Herausforderungen der vergangenen Jahre vorerst noch bestehen und die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten.
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Zahlen, Daten, Fakten
Bemerkenswert junge Bevölkerung...
Gabun hat eine bemerkenswert junge Bevölkerung. Das Durchschnittsalter beträgt etwas mehr als 20 Jahre. 36,1 % der Einwohnerinnen und Einwohner sind jünger als 15 Jahre.
Im Bildungsbereich arbeitet Gabun daran, den Zugang und die Qualität zu verbessern, was angesichts des Potenzials seiner jungen Bevölkerung von entscheidender Bedeutung ist.
...und einzigartige Natur
Das Klima in Gabun ist das ganze Jahr über angenehm. Es gibt keine extremen Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit ist nicht zu hoch. Die Landschaft ist geprägt von dichten Regenwäldern, weiten Savannen und traumhaften Stränden. Auch die Pflanzenwelt ist sehr vielfältig und reicht von tropischen Regenwaldpflanzen bis zu trockenen Savannengräsern. Im Regenwald Gabuns leben zahlreiche exotische Tiere, darunter Löwen, Elefanten, Büffel und verschiedene Affenarten. Gabun ist die Heimat einer der größten Populationen von Westlichen Flachlandgorillas und ein wichtiger Nistplatz für Lederschildkröten.
| Uruguay | Gabun | |
BIP-Wachstum |
Der gesamtwirtschaftliche Expansionskurs hat sich dank Diversifizierung stabilisiert (2024: +3,1 %), dennoch wirken sich Extremwetterereignisse wie die Dürreperiode 2023 nach wie vor spürbar auf das BIP-Wachstum aus. Für 2025* wird ein Plus von 2,6 % erwartet. |
Im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Pandemie negatives BIP von -1,8 %. Danach wieder sanfter Anstieg des BIP. Für 2025* wird das Wachstum – v.a. wegen der sinkenden Ölförderung und den niedrigeren Preisen – wie auch für die Folgejahre auf 2,5 % geschätzt. |
Staatshaushalt |
Das Budgetdefizit liegt dank Konsolidierungsmaßnahmen auf einem moderaten Niveau (2024: -3,2 % des BIP). Aufgrund von öffentlichen Infrastrukturinvestitionen und höheren Sozialausgaben ist künftig allerdings ein leichter Anstieg zu erwarten (2025*: -3,6 %). |
In den letzten Jahren volatile, jedoch zumeist defizitäre Staatshaushalte bis zu 4 % Minus. Dazwischen durch einen boomenden Erdölsektor auch Plus bis zu 6 % (in 2014). Seit 2024 (-4 %) ist das Minus wieder ansteigend, im Jahr 2025* soll es über 6 % erreichen. Die Prognosen bis 2028* weisen ein Defizit bis zu 7,4 % des BIP aus. Finanzielle Unterstützung durch Geber, insbesondere durch den Internationalen Währungsfonds (IWF), ist unerlässlich. |
Leistungsbilanz |
Das Leistungsbilanzdefizit ist in den vergangenen Jahren stetig gesunken und liegt 2024 bei lediglich 0,8 % des BIP. Mittelfristig wird ein ähnliches Niveau prognostiziert, begünstigt unter anderem durch höhere Tourismuseinnahmen sowie eine Ausweitung der Exportprodukte und -märkte. |
Schwankend zwischen positiv und negativ in den Vorjahren, nach bis inkl. 2016 durchwegs Abschlüssen im positiven Bereich. Nach einem Plus in den Jahren 2023* und 2024* von USD 0,5 bzw. 0,3 Mrd., dreht die Leistungsbilanz ab 2025* erneut ins Minus mit ansteigender Tendenz bis 2028* (USD 0,2 Mrd.). Die Handelsbilanz, abhängig v.a. vom Erdöl- und von anderen Rohstoffsektoren zeigt eine günstige Entwicklung und ist seit jeher im positiven Bereich. 2025* wird der Saldo USD +3,2 Mrd. mit etwa gleichbleibender Tendenz bis 2028* betragen. |
Auslands-verschuldung |
Die Verschuldung liegt auf einem tragfähigen Niveau (2025*: 53,8 % des BIP), das Default-Risiko stuft der IWF als niedrig ein. Uruguay begab als erstes Land in der Region Nachhaltigkeitsanleihen, jüngst wurde die Investorenbasis durch Samurai Bonds und Emissionen in Schweizer Franken erweitert. Zum hohen Vertrauen tragen Devisenreserven von rund 20 % des BIP bei (Importdeckung von 10 Monaten). |
Von 2008 bis 2022 wieder kontinuierlich stark im Steigen, danach leicht rückläufig. 2024* und 2025* voraussichtlich USD 7,6 bzw. 7,7 Mrd., das entspricht in 2025* 37,6 % des BIP bzw. 83,5 % der Exporte mit nominell ähnlichen Werten bis 2028*. Die Devisenreserven sind gegenüber den Vorjahren wieder signifikant im Wachsen und betragen im Oktober 2025* USD 2 Mrd. (Importdeckung von knapp 3 Monaten). In den nächsten Jahren sollte der Aufwärtstrend weiter anhalten. |
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