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Die Zukunft Europas stand im Fokus des 29. Vienna Roundtable, der am 11. und 12. November 2019 im Reitersaal der OeKB über die Bühne ging. Bei dem alljährlichen Treffen von hochrangigen internationalen Ökonominnen und Ökonomen unter dem Vorsitz der OeKB-Vorstände Helmut Bernkopf und Angelika Sommer-Hemetsberger werden volkswirtschaftliche Themen erörtert.
Der 29. Vienna Roundtable at a glance
Für eine stärkere EU
Am ersten Tag der Veranstaltung wurden Fragen zur Zukunft Europas nach dem Brexit, Möglichkeiten der Zusammenarbeit in einer sich deglobalisierenden Welt sowie die wirtschaftlichen Auswirkungen der bestehenden Handelsbeschränkungen diskutiert. Eine inhaltliche Vorlage für die Gespräche bildete die Keynote von Charles Grant, Leiter des Centre for European Reform (CER) in London. Er ortet in Europa fehlendes Leadership und ein Schwinden der französisch-deutschen Achse, die bislang das politische Rückgrat der Europäischen Union bildete.
Als einzigen starken EU-Politiker sieht Grant derzeit den französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der mit seinem Vorschlag, unterschiedliche Abstufungen einer EU-Mitgliedschaft einzuführen, vor allem bei den zentral- und osteuropäischen EU-Mitgliedern auf Ablehnung stößt. Einen Zerfall der EU nach dem Brexit befürchtet Grant nicht. Er vertraut auf die mittelgroßen EU-Länder, die um den Schutz gemeinsamer Werte und Interessen bemüht sind. Daraus sollten sich Möglichkeiten für eine gute Form der künftigen Zusammenarbeit in Europa ergeben.
Politik oder Markt – wer bestimmt?
Den Auftakt zu besonders intensiven Fachdiskussionen am zweiten Tag bildete der ehemalige Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, Professor Ewald Nowotny, mit seiner Keynote unter dem Titel „Power or Economics?“. Nowotny ging in seiner Rede auf die Frage ein, inwieweit die wirtschaftliche Entwicklung der EU von politischer Seite oder von den Interessen des Marktes beeinflusst oder gar getrieben werde. Sein Fazit: Es gibt eine Beeinflussung von beiden Seiten. Insoferne sei es wichtig, ein gesundes Gleichgewicht in der Mitte zu finden.
Die Europäische Zentralbank als Hüterin der Stabilität der europäischen Einheitswährung sollte dazu jedoch, so Nowotny, ihre Regeln und selbstgesetzten Ziele anpassen. Das Inflationsziel von knapp zwei Prozent sollte beibehalten, allerdings mit einer Schwankungsbreite zwischen 1,5 und 2,5 Prozent versehen werden. Dies gäbe der EZB mehr Handlungsspielraum und erlaube ihr, glaubwürdig zu bleiben. Weiters unterstrich Nowotny, dass die Intervention der EZB im Jahr 2012 unbedingt erforderlich war, um die damals auf den Finanzmärkten herrschende Panik zu stoppen und schwerwiegende Konsequenzen für die gesamte EU abzuwenden.
Wirtschaftswachstum und Klimawandel
Bei den auf Professor Nowotnys Einführung folgenden Paneldiskussionen ging es um die Möglichkeiten, das Wirtschaftswachstum zu unterstützen und dabei auch stets die Risiken des Klimawandels im Fokus zu haben.
Interviews zu den Beiträgen des 29. Vienna Roundtables finden Sie in Kürze auf unserer Website.
Anmerkung: Diese Zusammenfassung spiegelt subjektive Meinungen und Aussagen der Teilnehmenden wider und nicht notwendigerweise die Positionen der OeKB.