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Die Liste der Länder, in die österreichische Exporteure ihre Waren und Leistungen liefern, ist lang. Fundierte Informationen über die wirtschaftliche und politische Situation in diesen Märkten helfen heimischen Unternehmen, das Risiko besser einzuschätzen und die richtigen Instrumente für eine Minimierung dieser Risiken zu wählen. Unser Länderanalyseteam hat die wichtigsten Exportmärkte Österreichs immer im Blick. In unserer Serie #MärkteImFokus erfahren auch Sie, welcher Markt aktuell Chancen bietet und wo auf erhöhtes Risiko zu achten ist.
Werfen Sie gemeinsam mit unserem Expertenteam diesmal einen Blick auf interessante Zahlen, Daten und Fakten zu den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Tunesien.
Vereinigte Arabische Emirate (VAE)
Wirtschaftliche Situation: vorteilhafte Rahmenbedingungen
Finanziell gelten die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) als solidestes Land unter den arabischen Golfstaaten, wobei der Reichtum (Erdöl und -gas) unterschiedlich verteilt ist. Vor allem Abu Dhabi verfügt über enorme finanzielle Ressourcen und bleibt eine wirtschaftliche Stütze für die anderen Emirate, insbesondere für Dubai.
In den nächsten Jahren werden die VAE noch stark vom Erdöl abhängig sein. Bisher war das Land durch große Investitionen in die Entwicklung des Nicht-Öl-Sektors gut gegen sinkende Erdölpreise gerüstet – vor allem Dubais Diversifizierungsstrategie, insbesondere der Ausbau des Tourismus- und Finanzdienstleistungssektors, war überaus erfolgreich. Darüber hinaus bringt die aktuell laufende Weltausstellung „EXPO 2020“, die COVID-19-bedingt um ein Jahr verschoben wurde, weitere wirtschaftliche Impulse vor allem im Nicht-Öl-Sektor. Zudem setzen die VAE auf eine schnelle Durchimpfung der Bevölkerung (Durchimpfungsrate >90 %).
Das Streben nach einem fortschrittlicheren und offeneren Image zeigt sich in Bemühungen um die Erhöhung der Attraktivität als Wirtschaftsstandort. Im Jänner 2022 wurde beispielsweise die 4 ½-Tage-Woche und somit eine Anpassung an den westlichen Wochenendrhythmus im öffentlichen Sektor eingeführt. Durch die vorteilhaften Rahmenbedingungen in dem Land ist der mittel- bis langfristige wirtschaftliche Ausblick positiv.
Politisches Risiko: stabiler Partner in einer geopolitisch heiklen Region
Seit 1971 bestehen die VAE als Föderation von sieben autonomen Emiraten - Abu Dhabi, Adschman, Dubai, Fudschaira, Ra’s al-Chaima, Schardscha und Umm al-Qaiwain. Staatsoberhaupt ist Scheich Khalifa Bin Zayed Al-Nahyan (Emir von Abu Dhabi), Regierungschef ist Scheich Mohammed Bin Rashid Al-Maktoum (Dubai). Da sich das Staatsoberhaupt in einem schlechten Gesundheitszustand befindet, führt de facto sein Bruder, Kronprinz Scheich Mohamed Bin Zayed Al-Nahyan, alle Amtsgeschäfte.
Signifikante Änderungen in der Politik der VAE erscheinen unwahrscheinlich. Die politische Stabilität der VAE wirkt beruhigend auf ausländische Investoren. Die Region bleibt jedoch geopolitisch instabil. Es herrschen zwar gute Beziehungen zu den USA, jene zum Iran sind allerdings angespannt. Vor allem seit August 2020 kommt es zu Spannungen wegen der historischen Normalisierung der diplomatischen Beziehungen der VAE zu Israel und der Unterzeichnung des Friedensvertrags „Abraham-Abkommen“ im September 2020.
Im Jänner 2021 wurde die Blockade gegen Katar beendet, wenngleich ungelöste Konflikte bleiben. Im Jänner 2022 kam es zu mehreren Raketenangriffen der jemenitischen Houthi-Rebellen. Aufgrund der geografischen Distanz zum Jemen sind jedoch nur Ziele in Abu Dhabi wahrscheinlich. Die USA kündigten Unterstützung an.
+ Stärken | - Schwächen |
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Zahlen, Daten, Fakten
Ende 2021 wurde die erste Ehe zwischen zwei Nicht-Muslimen in Abu Dhabi geschlossen
Die VAE sind darum bemüht, das Land zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort auszubauen. Dazu gehört eine Reihe von Gesetzen, die auf die Verbesserung der Lebensqualität ausländischer, v.a. westlicher, Arbeitnehmer abzielen. So wurde beispielsweise Ende 2020 das Verbot des Zusammenlebens unverheirateter Paare aufgehoben und Beschränkungen des Alkoholkonsums gelockert. Ende 2021 wurde die Ehe zwischen Nicht-Muslimen ermöglicht.
Tunesien
Wirtschaftliche Situation: hohes Budgetdefizit und steigende Verschuldung
Tunesien ist als Standort für Produzenten gefragt, die als Zulieferer für europäische Unternehmen fungieren. Dadurch ergibt sich eine starke Abhängigkeit von der europäischen Konjunktur. Wichtigste Exportgüter sind Elektrotechnik, Textilien und Nahrungsmittel wie Oliven oder Datteln.
Tunesien zählt zu den beliebtesten Urlaubsdestinationen auf dem afrikanischen Kontinent, weshalb der Tourismussektor eine wichtige Rolle für die Wirtschaft des Landes einnimmt (2019: 14 % d. BIP). Dieser wurde jedoch durch die Pandemie hart getroffen und kam zeitweise fast vollständig zum Erliegen. 2020 kam es mit -9,4 % zu einem massiven Einbruch des BIP, die Erholung verläuft seither schleppend.
Tunesien zählt zu den Ländern mit den weltweit höchsten Ausgaben für den öffentlichen Dienst und leistet sich teure Subventionen beispielsweise für Öl oder Transportmittel, was sich in einem hohen Budgetdefizit und einer steigenden Verschuldung niederschlägt. Gespräche mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) über ein Programm laufen. Darüber hinaus wurden unlängst Schritte gesetzt, um den Staatshaushalt durch Einsparungsmaßnahmen und Steuererhöhungen zu sanieren.
Politisches Risiko: weiterhin instabil
Im Juli 2021 enthob Präsident Saied die tunesische Regierung mittels Notdekrets ihres Amtes und suspendierte das Parlament. Dem waren wochenlange Proteste aufgrund der wirtschaftlichen Situation im Land und dem mangelhaften Pandemiemanagement der Regierung vorangegangen. Rund drei Monate später ernannte der Präsident überraschend ein neues Kabinett. Mit Najla Bouden wurde erstmals in der Geschichte Tunesiens eine Frau Regierungschefin. Nachdem der Druck aus der Opposition und der ursprünglich positiv eingestellten Bevölkerung immer größer wurde, kündigte der Präsident für Juli 2022 ein Verfassungsreferendum an. Im Dezember 2022 sollen Parlamentswahlen stattfinden.
+ Stärken | - Schwächen |
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Zahlen, Daten, Fakten
Kulisse für Star Wars-Filme
Eine Reise nach Tunesien lohnt sich insbesondere auch für Fans der Star Wars Filmreihe, denn zahlreiche Szenen wurden in Tunesien gedreht. Die verwendeten Kulissen können noch heute besichtigt werden. So ist es etwa möglich, einen Fuß auf den trockenen Heimatplaneten von Luke Skywalker zu setzen. Sein Geburtsort wurde passenderweise in der Sahara errichtet.
Vereinigte Arabische Emirate | Tunesien | |
BIP-Wachstum |
Seit Jahren positives BIP-Wachstum, 2020 COVID-19-bedingte Rezession (-6,1 %) Ab 2021 wird aber wieder mit einer wirtschaftlichen Erholung bzw. positivem BIP-Wachstum gerechnet (2021*: +2,3 %, 2022*: +4,3 %) |
Bedingt durch die Corona-Pandemie kam es 2020 zu einem massiven Einbruch von -9,4 % Die Erholung verläuft seither nur schleppend (2021* und 2022* nur im Bereich um +3,0 %) |
Staatshaushalt |
2018 und 2019 Budgetüberschüsse, 2020 kam es aufgrund niedriger Ölpreise sowie COVID-19-Gegenmaßnahmen zu einem Budgetdefizit von -2,1 % des BIP Für 2021* wird eine Ausweitung auf -2,4 % des BIP erwartet, mit wieder sinkender Prognose für 2022* (-1,0 % des BIP) |
Chronisch defizitärer Staatshaushalt (2021*: -8,0 % d. BIP; 2022*: -6,0 % d. BIP), mit leicht positiver Tendenz, aufgrund von Sparmaßnahmen |
Leistungsbilanz |
Traditionell Überschüsse in der Leistungsbilanz: 2020 8,3 % des BIP, für 2021* wird aufgrund sich erholender Erdölpreise eine Steigerung erwartet (11,6 % des BIP), mit weiter steigender Prognose für 2022* (12,3 % des BIP) | Seit Jahren im negativen Bereich, zuletzt wieder leicht verbessert (2021*: USD -2,6 Mrd.; 2022*: USD -2,5 Mrd.) |
Auslandsverschuldung |
Kontinuierlich ansteigend, aufgrund hoher Währungsreserven jedoch noch kein Problem. Für 2021* werden 101,9 % des BIP prognostiziert, für 2022* wird eine Erhöhung auf 104,9 % des BIP erwartet. Die Schuldendienstrate lag Ende 2021* bei 6,5 % der Exporte. Die hohen Währungsreserven entsprechen einer Importdeckung von 5,4 Monaten. |
Im letzten Jahrzehnt kontinuierlich steigend (2012: USD 25,4 Mrd.; 2022*: USD 49,5 Mrd. = ca. 110,0 % d. BIP). Die Schuldendienstrate liegt 2021* und 2022* bei ca. 20 %, mit stabiler Tendenz in den Folgejahren. Die Devisenreserven wachsen nur mäßig. |
*geschätzt | *geschätzt |
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