This content is only available in German.

Guyana

Guyana ist das drittkleinste Land auf dem südamerikanischen Festland und grenzt im Osten an Surinam, im Süden und Südwesten an Brasilien und im Westen an Venezuela. 85 % der Landesfläche sind mit Regenwald bedeckt.

Wirtschaftliche Situation

Erdöl entwickelt sich zu wichtigem Wirtschaftssektor

Guyana, das einzige englischsprachige Land in Südamerika, zählt – noch – zu den ärmsten Ländern der westlichen Hemisphäre. Es gehört künftig zu den am meisten vom Klimawandel betroffenen Ländern. Die Gold-, Diamant- und Bauxitminen, der Reisanbau und die Zuckerproduktion sowie seit kurzem vor allem die Erdölproduktion sind die wichtigsten Wirtschaftssektoren des Landes. Die Förderung der Offshore-Erdölreserven kann dem kleinen Land, dessen Volkswirtschaft bis dato noch stark von Importen und Entwicklungshilfe abhängig ist, wesentliche Impulse für eine positive Entwicklung liefern. 

Überdurchschnittliche Wachstumsraten dank Erdöl und öffentlicher Investitionen

Durch vermehrte wirtschaftliche Aktivitäten werden ebenso der Privatkonsum und Infrastruktur-Investitionen angeheizt. Somit können künftig überdurchschnittliche Wachstumsraten bis über 50 Prozent erzielt werden. Entsprechende Erdölförderlizenzen müssen aus- bzw. nachverhandelt werden, um die teure Erschließung und Förderung finanzieren zu können.

Ein staatlicher Reservefonds soll durch die steigenden Einnahmen für weitere Ausgaben zur Reduzierung der Armut dotiert werden. Nach der Budget-Zurückhaltung durch Corona in den Jahren 2020/2021, soll in 2022 ein Großteil des Ausgabenanstieges der Regierung in öffentliche Investitionen fließen. Damit soll hauptsächlich die Verkehrs- und Energieinfrastruktur verbessert werden.

Trotz Herausforderungen des Landes im Bereich des Geschäftsklimas und der Bürokratie bleiben die Aussichten des Landes vielversprechend. 

Guyana verfügt durch seine Offshore Erdölreserven – Schätzungen gehen von über 11 Mrd. Barrel aus - über enormes Potential in der Zukunft. Es bleibt abzuwarten, wie das kleine, relativ unbekannte Land in Südamerika, mit den dazugehörigen Herausforderungen umgehen kann und ob es gelingt, die Armut in der Bevölkerung nachhaltig zu reduzieren und den Lebensstandard jedes Einzelnen zu verbessern.
Ines Baumann
Länderexpertin Guyana

Politisches Risiko

Kooperation mit karibischen Staaten

Seit 1966 ist das südamerikanische Land unabhängig von Großbritannien. Aufgrund seiner Kolonialgeschichte ist Guyana wirtschaftlich und kulturell eng mit den karibischen Inseln verbunden. Seit 1973 ist es Gründungsmitglied der Karibischen Gemeinschaft CARICOM mit Sitz in Guyanas Hauptstadt Georgetown. Ziel der CARICOM ist die Koordinierung der Außenpolitik sowie die Kooperation in den Bereichen Gesundheit und Soziales, Erziehung, Kultur und Sport, Wissenschaft und Technik. Auch eine Zollunion wurde gebildet.

Korruption, Bürokratie und soziale Konflikte beschäftigen das Land

Die Gegensätze zwischen den Bevölkerungsgruppen indischer und afrikanischer Abstammung münden bis heute oft in heftigen politischen und sozialen Konflikten. Bei den von 2019 auf 2020 verschobenen Wahlen gewinnt erneut die Opposition. Der derzeitige Präsident Mohammed Irfaan Ali von der People’s Progressive Party-Civic (PPP-C) verfügt über eine knappe Mehrheit im Parlament und hat sich als Ziel gesetzt gegen die Korruption und ausufernde Bürokratie vorzugehen, wenngleich die jetzige – uneinige Opposition – Gegenteiliges befürchtet.

Ende 2021 wurde ein Local-Content-Gesetz beschlossen. Damit sollen lokale Produzenten zur Versorgung des Öl- und Gassektors mit einem festgelegten Anteil an der Produktion von Lebensmitteln auch vom Erdölboom profitieren können. Weitere wirtschaftspolitische Reformen sind unerlässlich, um die Armut im Land nachhaltig zu reduzieren. 

Aufgrund der Historie des Landes ist auch künftig immer wieder mit Spannungen zwischen der afro-guyanesischen Minder- und der indo-guyanesischen Mehrheit zu rechnen. Die Zusammenarbeit zwischen den jeweiligen Regierungen und der Opposition ist dadurch seit Jahren konfliktgeprägt. Die notwendigen Reformfortschritte werden ebenso gebremst.
Ines Baumann
Länderexpertin Guyana
+ Stärken - Schwächen
  • Mittel- und langfristig überdurchschnittliche Wachstumschancen durch reichhaltige Erdölvorkommen und andere Ressourcen möglich
  • Reformen und der staatliche Reservefonds sollen gesamte Volkswirtschaft unterstützen und stärken 
  • Künftig rege Investitionsmöglichkeiten
  • Lebhafte Gastarbeiterüberweisungen stimulieren den Privatkonsum im Land
  • Mitgliedschaft in der CARICOM (Caribbean Community)
  • Hohe Abhängigkeit von teurer - externer - Finanzierung
  • Korruption, Bürokratie, Kriminalität, fehlende Rechtssicherheit und schwieriges Geschäfts-klima erschweren Wirtschaftsaktivitäten
  • Enorme Anfälligkeit für Naturkatastrophen
  • Stark betroffen vom Klimawandel aufgrund der Topographie des Landes
  • Seit jeher ethnische Spannungen zwischen den afro-/indo-guyanesischen Bevölkerungsgruppen 

Guyana ist das "Land der vielen Wasser"...

Übersetzt heißt Guyana „Land der vielen Wasser“. Dies trifft dank der breiten Flüsse und riesigen Deltas auch zu, doch eigentlich müsste es auch „grünes Land“ oder „Land des riesigen Regenwalds“ heißen, denn die Dimensionen des guyanischen Hinterlands sind enorm.

...und wäre von einem Anstieg des Meeresspiegels besonders betroffen

Nach Ansicht von Klimaexperten der Weltbank gehört Guyana zu den Staaten im südamerikanisch-karibischen Raum, die von einem Anstieg des Meeresspiegels im Zuge des Klimawandels besonders stark betroffen sein werden.

Ein Meeresspiegelanstieg von einem Meter würde in Guyana ein Gebiet überschwemmen, in dem 70 % der Bevölkerung leben und 40 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Landes liegen. 

Ghana

Ghana war einer der ersten Staaten, der nach der Kolonialherrschaft seine Unabhängigkeit zurück erkämpfte. 1820 erklärten die Briten Ghana unter dem Namen "Goldküste" zu ihrer Kolonie und hielten das Land mehr als 130 Jahre lang besetzt. In den 1950er-Jahren setzte sich der Politiker Kwame Nkrumah an die Spitze der Widerstandsbewegung. Er organisierte Streiks und Boykotte und war somit maßgeblich daran beteiligt, dass sich Ghana am 6. März 1957 von der Kolonialherrschaft befreite und wieder ein unabhängiger Staat wurde. Ghana war das erste selbstverwaltete Land auf dem afrikanischen Kontinent.

Wirtschaftliche Situation

Fallende Rohstoffpreise belasten die Wirtschaft

Ghana verfügt über vielfältige Rohstoffe wie Erdöl, Gas, Gold und Kakao. Dadurch konnten bis 2019 auch durch die steigende Erdölproduktion inklusive reger Aktivitäten im Öl- und Gassektor Wachstumsraten von über 6 % erzielt werden. Dennoch ist die Volkswirtschaft stark mit der Gold- und Kakaoproduktion sowie den Weltmarktpreisen und externen Schocks verflochten. Ghana wurde von der Corona-Pandemie und dem Verfall der Rohstoffpreise hart getroffen.

Hohes Überschuldungsrisiko trotz IWF-Unterstützung

Ab 2020 kam es zu einer erheblichen Verschlechterung der Haushaltslage und das Wirtschaftswachstum verlangsamte sich. Trotz Soforthilfe des IWF (Internationaler Währungsfonds) unter der Nothilfe Rapid Facility Growth im April 2020 bleibt die Finanz- und Verschuldenslage weiterhin unter Druck, was sich bis dato in steigenden Finanzdefiziten, hoher Inflation und einem Rückgang der Devisenreserven widerspiegelt.

Das Überschuldungsrisiko wird als sehr hoch eingestuft. Die Auswirkungen des Russland-Ukraine-Krieges erschweren zusätzlich die Lage, was sich insgesamt bereits in einem Downgrade seitens internationaler Ratingagenturen widerspiegelt. Der Ausgang der erneuten Verhandlungen mit dem IWF über ein 3-Milliarden-USD schweres Hilfsprogramm zur Budgetkonsolidierung und Lösung der Verschuldungsproblematik bzw. ob eine Umschuldung des Landes erforderlich ist, bleibt abzuwarten.

Ghana durchlebt derzeit eine veritable Krise. Die Finanz- und Schuldensituation stellen das Land vor enorme Herausforderungen. Es bleibt abzuwarten, ob ein neuerliches noch abzuschließendes Hilfsprogramm des IWF über 3 Mrd. USD Abhilfe schaffen kann.
Ines Baumann
Länderexpertin Ghana

Politisches Risiko

Vorbild für demokratischen Wandel in Afrika

Ghana gilt als positives Beispiel für demokratischen Wandel in Afrika. Das relativ kleine westafrikanische Land nimmt eine führende Rolle bei regionalen Angelegenheiten ein und verfügt über gute Beziehungen zu seinen Handelspartnern und Geldgebern (z.B. USA und China). Investoren und Unternehmen konnten durch die jahrelange politische Stabilität und das gute Geschäftsklima angelockt werden.

Reformpläne durch Pandemie und Krieg gebremst

Bei den Wahlen im Dezember 2020 gewinnt erneut der Amtsinhaber Nana Akufo-Addo, der sich schon Ende 2016 gegen den interimistischen Präsidenten Manama durchgesetzt hat. Seither ist eine Reformagenda im Laufen, deren Fortschritte von neuen Problemen und Rückschlägen durch die Covid-19-Pandemie sowie derzeit durch die Auswirkungen des Russland-Ukraine Krieges gebremst sind.

Durch die steigenden Lebenshaltungskosten gibt es zunehmend Proteste der Bevölkerung und auch Kritik der Opposition an der Regierungsführung. Das Regierungsprogramm „Ghana CARES“ im Gesamtwert über 17,5 Mrd. USD soll in den Jahren 2022 bis 2024 die Erholung und Transformation der Wirtschaft unterstützen, um die allgemeine Lage im Land zu verbessern. Allerdings fehlt durch die hohe Staatsverschuldung Geld u.a. für notwendige Infrastrukturmaßnahmen. Der Ausbau des bis dato unterentwickelten Elektrizitätssektors bleibt dennoch weiter im Fokus.

Mit einer Bevölkerung von knapp 31 Millionen ist Ghana für afrikanische Verhältnisse eine kleine Volkswirtschaft, die dennoch aufgrund seiner politischen Stabilität stets ein wichtiger Standort war und ist. Chancen gibt es für vielfältige Investitionen vor allem im Infrastrukturbereich – wegen der akuten schlechten Haushaltslage stehen der Regierung derzeit allerdings nur mehr begrenzte Mittel zur Verfügung und auch private Finanzinvestitionen werden aufgeschoben. Von den derzeit hohen Preisen für Erdöl und Gold profitiert Ghana allerdings.
Ines Baumann
Länderexpertin Ghana
+ Stärken - Schwächen
  • Rohstoffreichtum, wie z. B. Öl, Gas, Gold, Erze, Kakao, im Land verfügbar
  • Seit Jahren politischer Stabilitätsanker in der Region
  • Gute Beziehung zu Handelspartnern und Geldgebern
  • Schnell wachsende Bevölkerung und Zunahme der Mittelschicht heizen den Privatkonsum im Land an, jedoch abhängig von weiterer Entwicklung 
  • Auch künftig vielfältige Investitionsmöglichkeiten, vor allem im Infrastrukturbereich
  • Relativ kleiner Markt mit hoher Abhängigkeit von Importen
  • Abwertungsdruck der Landeswährung CEDI
  • Hohe Kapitalkosten und schwerer bzw. teurer Zugang zu Finanzierung
  • Steigende Staatsverschuldung schränkt finanziellen Spielraum für Investitionen der Regierung weiter ein
  • Ausgeprägte Korruption und Vetternwirt-schaft erschweren Wirtschaftsaktivitäten 

In Ghana begüßt man von rechts nach links...

Egal wie die Situation sich auch gestaltet, sollten mehrere Personen zu begrüßen sein, ist die Reihenfolge von rechts nach links strikt einzuhalten. Ob das nun Männer, Frauen, alte oder hochrangige Personen sind, es geht immer der Reihe nach.

...und trägt oft den Wochentag seiner Geburt im Namen

Sag mir wie du heißt, und ich sage dir, wann du geboren bist - in Ghana nichts Ungewöhnliches. Zusätzlich zu einem frei vergebenen Vornamen wird meist auch der Tag, an dem das Baby geboren ist, mit als Vorname geführt. Dabei haben die Wochentage für die Jungen andere Bezeichnungen als für die Mädchen. Mädchen, die an einem Montag geboren wurden, heißen „Adwoa“ und die Jungen „Kwadwo“.

  Guyana Ghana

BIP-Wachstum

Ab 2020* überdurchschnittliche Wachstumsraten (bis über 50 %) durch gesteigerte Erdölproduktion prognostiziert

In 2022* werden 53,5 % erwartet, für die Folgejahre rückläufig, aber auf hohem Niveau bleibend

2020 Einbruch des BIP auf 0,4 % durch Corona-Pandemie nach starken Zuwächsen 2017-2019

Erneut starke Erholung in 2021 auf 5,3 % mit wieder rückläufiger Tendenz ab 2022 (4,6 %) durch die sich verschlechternde Finanzlage

Staatshaushalt

Chronisch defizitärer Staatshaushalt: 2020* noch knapp minus 6 % des BIP durch Corona-Pandemie und Infrastruktur-Investitionen

2022* wird mit -3 % des BIP wieder mit steigender Tendenz gerechnet

Chronisch defizitärer Staatshaushalt: 2022* - wie auch in den letzten Jahren - um über minus 5 % des BIP (-5,2 %)

Ab 2023 soll das Defizit dank Ausgabeneinsparungen bzw. Einnahmensteigerungen unter 5 % gedrückt werden

Leistungsbilanz

Bis inklusive 2021* im negativen Bereich, ab 2022* wird erstmals ein Überschuss durch eine verstärkte Exportdynamik erwartet (2022*: USD 0,6 Mrd., 2023*: USD 1,2 Mrd., mit weiter positiven Aussichten 2025*: USD 5,7 Mrd.)

Seit jeher - trotz positiver Handelsbilanzen - im negativen Bereich, nach bedingt durch den Anstieg der Ölpreise 2021* „nur“ -3,3 % des BIP, 2022* wieder im Steigen bis -4,2 % des BIP. 2023* ist mit einem Minus von 3,9 % des BIP zu rechnen

Auslands-verschuldung

In den letzten Jahren nominell auf relativ konstantem Niveau nach höheren Zahlen vor 2015 (2014: USD 2,3 Mrd.), für 2021*/22* um die USD 1,5 Mrd. (2022*: 10,2 % des BIP/12,9 % der Exporte)

Die zuletzt rückläufige Schuldendienstrate wird in 2022 nur auf knapp 1 % der Exporte eingeschätzt. Die Devisenreserven sind zwar stark im Steigen, die Importdeckung fällt zwischen 1 und 2 Monaten aber noch sehr gering aus.

In den letzten Jahren kontinuierlich steigend (2010: USD 8,4 Mrd. 2022*: USD 30,7 Mrd. = über 100 % der Exporte und 42,8 % des BIP) mit weiterhin negativer Prognose. Zudem steigende Staatsverschuldung auf 80 % des BIP Ende 2021 – Ghanas Überschuldungsrisiko wird gemäß IWF als hoch klassifiziert

Die Devisenreserven – bedingt durch hohe Abwertung der Währung - sind 2022* im Sinken, die Importdeckung liegt knapp an der kritischen Marke von 3 Monaten.

  *geschätzt *geschätzt

 

Jetzt Beratung vereinbaren

Sie planen ein Auslandsprojekt? Wenn Sie detailliertere Auskünfte oder eine individuelle Beratung wünschen, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren.

Client Advisory Export Services
T +43 1 53127-2600
exportservices@oekb.at

Mehr Länderinfos

Überprüfen Sie mit einem Klick, ob Sie Exporte in Ihr Zielland absichern können und welche Deckungsbedingungen dabei zu beachten sind.