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Vor kurzem diskutierten internationale Expertinnen und Experten auf einer Konferenz in der OeKB über Hotspots der Weltwirtschaft: Wie wird die derzeitige Wirtschaftslage eingeschätzt? Welche globalökonomischen Entwicklungen sind die wichtigsten?
Das Jahr 2017 sah nach Jahren der Krise endlich eine Erholung und wieder eine Aufwärtsbewegung. Es wird sich zeigen, ob dies nur ein kurzfristiges Zwischenhoch ist – Tatsache ist jedenfalls, dass es mittelfristig einige Herausforderungen gibt.
Asiatisch-pazifischer Raum: Die dynamischste Region der Welt
Die schnellst wachsende Region der Welt ist der asiatisch-pazifische Raum. Für die kommenden Jahre werden Wachstumsraten von jährlich mehr als fünf Prozent erwartet. Zum Vergleich: Die prognostizierten Wachstumsraten für die NAFTA-Region liegen bei zwei Prozent, auch Europa bewegt sich um die zwei Prozent. In der Region werden die Länder mit dem höchsten Wirtschaftswachstum Indien, Brunei und Myanmar sein.
Risiken in der Region gibt es derzeit vor allem aus der Nordkoreakrise und ihrer Bedrohung der südkoreanischen Wirtschaft. Die Länder des asiatisch-pazifische Raum sind stark untereinander verbunden, daher sind die Wertschöpfungsketten der asiatischen Industrie gegenüber einem Einbruch des südkoreanischen Angebots sehr angreifbar. Die Industrie in Westeuropa wäre abgesehen von der Werftenindustrie hingegen kaum von einer Veränderung bei den südkoreanischen Zulieferern betroffen.
Wie wird es mit China weitergehen?
Mittelfristig wird das Wachstum etwas abflachen, aber dennoch deutlich stärker als in Europa und den USA bleiben. Ein Thema ist dabei allerdings die Verschuldung, insbesondere die Unternehmensverschuldung mit einem steigenden Risiko, dass Kredite nicht bedient werden können. Es gibt daher durchaus die Gefahr eines kurzfristigen Wachstumsabfalls, der allerdings innerhalb von fünf Jahren wieder weitgehend aufgeholt sein sollte. Auch von dieser Entwicklung wäre vor allem der asiatisch-pazifische Raum betroffen - insbesondere Australien, Südkorea, Taiwan, während die Auswirkungen auf USA und Europa geringer sein sollten.
Der US-Wirtschaftsmotor läuft gut
Von Asien in die USA: Hier war das Jahr 2017 durch das erste Jahr der Administration Trump geprägt. Trotz eines gemischten politischen Echos darauf muss festgestellt werden, dass auch die US-Wirtschaft brummt. So sind etwa die Aktienindizes deutlich angestiegen. Auch für 2018 ist davon auszugehen, dass das Beschäftigungswachstum anhalten wird und dass Konsum- und Unternehmensvertrauensindizes hoch und stabil bleiben werden. Gleichzeitig werden Inflation und damit auch die Zinsen niedrig bleiben. Es fällt allerdings auf, dass sich das Investitionsverhalten der Unternehmen nur wenig verbessert hat – vielmehr haben die Unternehmen die gute Konjunktur für Dividendenerhöhungen und Unternehmensübernahmen genutzt. Es ist fraglich, ob die angekündigte Steuerreform daran etwas ändern wird.
Auch Europa stabilisiert sich mit besonders guter Entwicklung in Mittel- und Osteuropa
In der Eurozone hat sich überall das Wachstum stabilisiert, die Investitionstätigkeit lässt allerdings nach wie vor zu wünschen übrig. Die Verschuldungsniveaus der Haushalte und der Unternehmen sinken bzw. stabilisieren sich auf tragfähigem Niveau. Die Arbeitsmärkte verbessern sich ebenfalls. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Ankäufe der Europäischen Zentralbank auch in den kommenden Monaten bzw. Quartalen anhalten werden. Die Zinsen werden wohl erst 2020 wieder in den positiven Bereich kommen.
Die Staatsverschuldung liegt nach wie vor in vielen europäischen Ländern über den vereinbarten Grenzen – die Neuverschuldungen gehen zwar tendenziell zurück, aber die Schuldenstände sind hoch.
Vor allem die mittel- und osteuropäische Länder (MOEL) weisen eine besonders gute und voraussichtlich anhaltende Wachstumsperformance auf. Die Fundamentaldaten sind positiv: steigende Produktivität, tragfähige Lohnniveaus, förderliche Steuersysteme, niedrige Verschuldungsquoten. Es wird daher angenommen, dass die MOEL auch 2018 und 2019 deutlich über drei Prozent und damit über dem Durchschnitt der Eurozone wachsen werden.